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sind sie eine Einheit; es gibt an den Protoplasma-
klümpchen, welche die erste Manifestation des orga-
nischen Lebens darstellen, keinerlei Anzeichen einer
elementaren Scheidung, und noch die ersten Formen
des animalischen Lebens sind geschlechtlich unge-
schieden. Läge der Anstoß zur Scheidung schon im
Urstoffe selbst, so könnte es keine ungeschlechtlichen
Lebewesen geben.
Erst durch bestimmte Entwicklungsbedingungen, in
einer Kette der mannigfaltigsten, schwankendsten
Formen, vollzieht sich die Trennung der Geschlechter.
Wilhelm Bölsche gibt in seinem „Liebesleben in der
Natur" ein anschauliches Bild dieses entwicklungs-
geschichtlichen Prozesses, dessen bestimmende Ur-
sachen in der Vererbung zu suchen sind, welche bei
der Fortpflanzung die wichtigste Rolle spielt. Soweit
die Geschlechtstrennung diesen Interessen der Fort-
pflanzung zu dienen hat, soweit bestimmt sie die
Organisation des Individuums. Aber das Individuum
hat— und je höher es steht, desto mehr — ein
Eigenleben, das von den Zwecken der Fortpflanzung
nicht berührt wird. Die Wissenschaft ist nicht im-
stande, an der großen Mehrzahl der Organe, die diesem
Eigenleben dienen, eine geschlechtliche Differenzierung
nachzuweisen. Eine so weitgehende Differenzierung,
die den Naturzweck erheblich überschritte, würde der
Ökonomie der Natur durchaus widersprechen. Daher
können die Unterschiede, die das Geschlecht mit sich
bringt, nur relative, keine absoluten sein und in die
Konstitution nicht tief genug eingreifen, um die Einheit
des Gattungscharakters aufzuheben. Denn wenn es
auch primitive Organismen gibt, die sich nach dem Ge-
schlechte so weit voneinander entfernen, daß Männchen
und Weibchen wie Angehörige verschiedener Spezies
erscheinen, so ist das doch nur eine der zahllosenMög-
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Buch Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299