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Zur Kritik der Weiblichkeit
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MengevonFrauen inKlösternderMutterschaft,ohnedaß sie deshalb in der sozialenBewertung als minderwertige oder gar entartete Exemplare der Weiblichkeit gelten. Es besteht also gar kein Grund, warum jene Frauen, die um geistiger Interessen willen auf die Mutter- schaft verzichten, ein Vorwurf treffen sollte. Nur eine Zeit wie die Gegenwart, die keine geistigen Direk- tiven, keine allgemeinsamen Ideale mehr besitzt, kann den Entgang derMutterschaft als einen Einwand gegen diegeistigenBestrebungen einzelnerFrauen betrachten. Überdies besteht die Notwendigkeit einer unbe- dingten Verzichtleistung durchaus nicht. Mutterschaft und geistige Arbeit schließen einander keineswegs völlig aus; sie bilden nur erschwerende Lebensbedin- gungen für das Individuum. Bedarf es erst eines Nachweises, daß die Mutterschaft an sich, das Tragen, Gebären und Aufziehen der Kinder, körperlich und seelisch sehr starke Ansprüche an das Individuum stellt, und daß diese Ansprüche im gleichen Verhält- nis mit der Anzahl der Kinder wachsen? Wie sehr aber in den Problemen der Weiblichkeit auch das Selbstverständliche Frage geworden ist, zeigen Bücher wie das von Adele Gerhardt und Helene Simon, in welchem auf dem Wege einer umständlichen Enquete nachgeforscht wird, ob und wie weit „Mutterschaft und geistige Arbeit" einander hindern. Allerdings: wenn es wahr wäre, daß jede Frau— was seit Rousseau eine Schule von Soziologen nicht müde wird zu behaupten— die Aufgabe habe, be- ständig schwanger zu sein, weil der „Genius der Gattung" diese Leistung fordert (Sombart), dann gäbe es keine Möglichkeit, Mutterschaft und geistige Arbeit zu vereinigen; denn die äußerste Ausnützung der weiblichen Fruchtbarkeit verträgt sich mit keiner Betätigung auf anderen Gebieten. 66
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Titel
Zur Kritik der Weiblichkeit
Autor
Rosa Mayreder
Verlag
Eugen Diederichs Verlag
Ort
Jena
Datum
1922
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
10.5 x 16.5 cm
Seiten
316
Schlagwörter
Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 1
  2. Grundzüge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der Männlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges über die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der Individualität 261
  13. Nachwort 299
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