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des primitiven Geschlechtscharakters. Man könnte
sie nicht bündiger zusammenfassen, als es in dem
Ausspruche jenes australischen Kurnai geschieht, den
Ellis in seinem Buche über Mann und Weib zitiert:
„Der Mann jagt, fischt, kämpft und sitzt herum; alles
übrige ist Sache der Weiber." Alles übrige— näm-
lich die Arbeit im eigentlichen Sinn, der Ackerbau,
die Gewerbstätigkeit.
Die männlichsten Beschäftigungen sind die des
Wilden, der männlichste Mann ist der Wilde, wie er
ja auch der freieste ist, der unbeschränkteste. Erst
wenn sich eine Modifikation in den Grundinstinkten
seiner Geschlechtsnatur vollzogen hat, wird der Mann
zur Kultur fähig; und schon mit den ersten Anfängen
der Kultur, indem er einen Teil des weiblichen
Arbeitsfeldes übernimmt, verzichtet er auf den vollen
Gehalt seiner Männlichkeit. Er wird seßhaft, gebun-
den, abhängig. Kultur und Bildung nähern den Mann
dem Weibe, verweiblichen ihn; sie sind antiviril.
Und je mehr die Kultur wächst und sich verfeinert,
desto stärker werden ihre antivirilen Einflüsse. „Wilde
und barbarische Völker sind gewöhnlich vorwiegend
kriegerisch, d. h. männlich in ihrem Charakter, wäh-
rend die moderne Zivilisation ihrem Wesen nach
industriell, d. h. weiblich ist; denn die Gewerbe ge-
hören eigentlich und ursprünglich dem Weibe und
haben die Tendenz, den Mann dem Weibe gleich zu
machen." (Ellis, Mann und Weib.)
Das Kulturleben hat an der Männlichkeit langsam
aber unaufhörlich eine Veränderung vollzogen, in der
die femininen Einwirkungen immer mehr das Über-
gewicht erlangen, und die kriegerischen, also im
engeren Sinne männlichen Tendenzen immer mehr
zurücktreten.
Man muß in dieser Veränderung einen historischen
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Buch Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299