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der fortschreitende Sieg der differenzierten Männlich-
keit zu betrachten ist— die barbarische Bewertung
besteht doch in den Sitten und Normen noch immer
fort. Noch immer genießt das Militär den P'atz als
erster Stand; noch immer steht der Krieg hoch in
Ehren, und alles, was damit zusammenhängt, ist von
einem Nimbus überragender Wichtigkeit und Aus-
zeichnung umgeben.
II
ALS Friedrich Nietzsche versuchte, den kommenden
l\ Generationen einkanonisches Buch neuerLebens-
bewertung zu geben, ließ er Zarathustra sagen: „Der
Mann soll zum Kriege erzogen werden und das Weib
zur Erholung des Kriegers". Er wollte die primitiven
männlichen Instinkte rehabilitieren; in dem alten
Gegensatz zwischen Krieger und Priester hat er für
den Krieger Partei ergriffen und dem Priester die
Schuld an der Vergiftung des Lebens zugeschrieben.
Aber gesetzt auch, jene Formel Zarathustras wäre
der Beschaffenheit der großen Mehrzahl angemessen,
eine Anweisung für die Groben, Gewöhnlichen, Un-
geistigen, der Versumpfung zu entgehen, oder sogar
für die Differenzierten ein Weg, sich vor den Übel-
ständen der Feminisation zu retten— besteht denn
irgend eine Möglichkeit, innerhalb des modernen
Lebens die primitive Männlichkeit wieder aufzuzüchten
und ihren Niedergang hintanzuhalten?
Man kann in dem Verlaufe dieses Niederganges
drei Phasen unterscheiden. Die erste reicht in die
Periode zurück, als der Ackerbau und die Gewerbe
aus den Händen der Frau an den Mann übergehen;
damit wird der Boden geschaffen, auf welchem der
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299