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Gegensatz in den Grundtrieben der Männlichkeit her-
anwächst, indem die unkriegerischen Individuen, die
vorher unnütz und verachtet waren, eine soziale
Funktion erhs'ten und positive Werte schaffen. Die
zweite Phase läßt sich für die europäische Kultur-
gesellschaft von der Zeit an rechnen, als das Schieß-
pulver sowohl dem Kriege als der Jagd, diesen beiden
bezeichnendsten Äußerungen der primitiven Männ-
lichkeit, einen völlig veränderten Charakter verlieh;
die dritte Phase, und zugleich diejenige, in welcher
der Ruin der primitiven Männlichkeit offen zutage
tritt, wird durch die Herrschaft der Maschine herbei-
geführt und beginnt ungefähr in der Zeit, als der
zivile Mann den Degen ablegte— ein äußeres Zeichen
dafür, daß er das wichtigste Vorrecht der kriegeri-
schen Männlichkeit, das Recht der Selbstverteidigung,
endgültig an den Staat verloren hatte.
Es ist für die asiatischen Männer ein ehrendes
Zeugnis, daß sie innerhalb ihres originären Kultur-
kreises die Erfindung des Pulvers hauptsächlich ästhe-
tischen Zwecken dienstbar machten und seine töd-
lichen Eigenschaften in Feuerwerkskünsten spielerisch
zu verpuffen liebten. Waren die europäischen Männer
um soviel kriegerischer, um soviel todesmutiger, als
sie die furchtbarste Mordwaffe daraus schufen? Oder
waren sie nur von allen guten Instinkten der pri-
mitiven Männlichkeit schon zu sehr verlassen?
Ein wahrhaft kriegerischer Mannessinn hätte diese
Waffe nie angenommen. Das kriegerische Element
der männlichen Natur hat seinen Ursprung in der
neuromuskulären Beschaffenheit; im allgemeinen ist
das männliche Geschlecht tapfer und aggressiv auf
Grund seiner Muskelstärke, wie das weibliche furcht-
sam und passiv auf Grund seiner Muskelschwäche.
Aus dem Bewußtsein der physischen Kraft und dem
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299