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zu einem völlig nichtigen Hampelmann herabzusinken,
den der Weliwille am Gängelbande des Wahnes zap-
peln läßt, je nachdem er es für seine Zwecke braucht.
Friedrich Nietzsche selbst, der entschiedenste Anwalt
des männlichen Herrentumes, hat den Gemütszustand
des Übermenschen auf das Gefühl der Unverantwort-
lichkeit bauen wollen, das die Einsicht in die unbe-
dingte Notwendigkeit alles Geschehens begleitet.
Ganz im allgemeinen hätte also der Mann keinen
Anlaß, sich im Punkte der Unfreiheit und des Ab-
hängigkeitsbedürfnisses als ein vom Weibe grund-
verschiedenes Wesen zu betrachten. Immerhin könnte
man einwenden, daß zwischen der Unterwerfung unter
eine höhere ideelle Macht und der Unterwerfung unter
eine endliche Person, wie auch der willensgewaltigste
Mann es ist, ein wesentlicher Unterschied bestehe.
Dann bliebe aber noch immer die große Schar der
subalternen Männerschaft, deren freiwillige und un-
freiwillige Abhängigkeit von sehr endlichen Personen
nicht zu bezweifeln ist.
Der Mann als Herr und Gebieter ist eine Vor-
stellung, die ihren Ursprung vornehmlich in sexuellen
Gründen hat. Dem Weibe gegenüber pflegt sich auch
in dem abhängigsten Durchschnittsmann ein Herr-
schafts- und Überlegenheitsbedürfnis zu regen. Da
die Stärke physisch wie intellektuell eine relative
Größe ist, fällt es keinem Manne schwer, unter den
Frauen das schwächere Wesen zu finden, an dem er
seine Überlegenheit messen kann. Deshalb erscheint
im Bewußtsein der großen Mehrzahl das weibliche
Geschlecht als das inferiore, dessen Lebensweise und
Arbeitsleistung von der des Mannes qualitativ weit
geschieden ist— obwohl schwerlich jemand sagen
könnte, was denn an der Tätigkeit eines Lehrers,
eines Arztes, eines Beamten, eines Advokaten, unter
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Buch Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299