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Zur Kritik der Weiblichkeit
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mit ihrem furchtbarsten Fluch verfolgt— mit Krank- heiten, denen das Individuum und seine Nachkommen- schaft in unabsehbarem Siechtum erliegt. Man kann es dahin gestellt sein lassen, ob in der Tat „die männliche Natur ohne Verirrungen nicht zur Vollendung gelangen" kann, wie es ein älterer Moralist schmeichelhaft formuliert; ebenso kann es unentschieden bleiben, ob die „gleiche Moral für beide Geschlechter", die das Leitwort einer sittlichen Bewegung bildet, wirklich ein gerechtes Postulat dar- stellt. Nicht moralische Gesichtspunkte allein lassen die Bedingungen, unter welchen sich das sexuelle Leben fast aller Männer entwickelt, verwerflich er- scheinen. Oft genug, und mit Recht, hat man einge- gewendet, daß die Ehe in manchen Fällen moralisch kaum höher steht als die käufliche Liebe. Aber ein psychologisches Moment fällt dabei schwer ins Ge- wicht. Das Bewußtsein der inneren Freiheit und zugleich das Selbstgefühl der Persönlichkeit wird eine zuverlässige Grundlage nur in jenen Menschen haben, die aus den Anfechtungen des Geschlechtes als Sieger im Sinne einer höheren Willensentschei- dung hervorgegangen sind. Damit eine solche Willens- entscheidung möglich werde, müssen die Lebensbe- dingungen dem Einzelnen zu Hilfe kommen. Wenn sie aber, wie im modernen Leben, nur danach an- getan sind, ihn mit den Ansprüchen seiner Sexualität den unwürdigsten Zuständen auszuliefern, dann wird eine Depression unvermeidlich eintreten, sobald ein- mal Persönlichkeit und Triebleben entzweit sind. Wie sollte das Lichtscheue, Heimliche, Unlautere, das dem bezahlten Geschlechtsverkehr anhaftet, auf die freie Mannhaftigkeit des Empfindens ohne Einfluß bleiben? Unter diesem Einfluß wird der Mann durch seine Sexualität entweder frivol, oder verlogen, oder 135
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Titel
Zur Kritik der Weiblichkeit
Autor
Rosa Mayreder
Verlag
Eugen Diederichs Verlag
Ort
Jena
Datum
1922
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
10.5 x 16.5 cm
Seiten
316
Schlagwörter
Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 1
  2. Grundzüge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der Männlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges über die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der Individualität 261
  13. Nachwort 299
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