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Herrschens auf der andern, sondern die Vorstellung
der Gleichheit. Von ihnen gilt das schöne Wort
Richard Wagners, das die Liebe der starken Naturen
als „freie Hingebung an den, der uns nicht zu zwin-
gen vermag" feiert.
Solche Frauen werden, wenn ihnen die Ungunst
des Zufalles nur herrische Männer in den Weg führt,
leicht Männerhasserinnen. Die landläufigen Redens-
arten über den Mann als den Herrn des Weibes, über
die Pflicht des Weibes zur Unterwerfung und zum
Dienen, verwirren und verstören sie namentlich im
frühen Jugendalter oft bis zu einem asketischen
Widerwillen vor aller Männerliebe. Erst wenn ihre
Persönlichkeit sich unabhängig von den herrschenden
Normen ausbildet und sie erkennen, daß jeder freie
Mensch sein Leben nach dem Gesetze seines inneren
Wesens gestaltet, oder wenn eine glückliche Begeg-
nung ihnen offenbart, daß die individuelle Differen-
zierung aus dem einzelnen Mann ein ganz anderes
Wesen macht, als wozu die Durchschnittsmethode
ihn stempelt, gewinnen sie die Harmonie zwischen
sich und der Welt zurück.
Sie sind es, die sich am meisten von dem teleolo-
gischen Geschlechtscharakter der Weiblichkeit entfer-
nen. Die oberflächliche Beobachtung pflegt sie mit
dem Typus der Prärogative zu verwechseln, weil
auch bei ihnen der atypische Teil ihrer Natur die
Stellung bestimmt, die sie den herkömmlichen Ein-
richtungen gegenüber einnehmen müssen. Und da
das Bestehende auf eine andere Sorte zugeschnitten
und bemessen ist, geschieht es wohl, daß das revo-
lutionäre und polemische Element mehr an ihnen
hervortritt, als es in der inneren Notwendigkeit ihres
Wesens gelegen wäre. Dieses polemische Element
wirkt an der Erscheinung der „Emanzipierten" auf die
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299