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dige Persönlichkeit, als eigenberechtigte Individualität,
kann dem Weibe nicht zukommen; es hat nur Wert,
soweit es sich als Mittel eignet, und der einzige Zu-
stand, durch den die Existenz des Weibes sittlich und
praktisch gerechtfertigt wird, ist die Ehe.
Philosophisch systemisiert und aus dem „Charakter
der Vernunft" begründet erscheint diese Auffassung
in Fichtes „Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien
der Wissenschaftslehre". Dort heißt es: „Das zweite
Geschlecht steht der Natureinrichtung nach um eine
Stufe tiefer als das erste . . . Die Frau gehört nicht
sich selbst an, sondern dem Manne ... In dem Be-
griffe der Ehe liegt die unbegrenzteste Unterwerfung
der Frau unter den Willen des Mannes . . . Ihre eigene
Würde beruht darauf, daß sie ganz, so wie sie lebt
und ist, ihres Mannes sei und sich ohne Vorbehalt
an ihn und in ihm verloren gebe. Das Geringste,
was daraus folgt, ist, daß sie ihm ihr Vermögen und
alle ihre Rechte abtrete und mit ihm ziehe. Nur mit
ihm vereinigt, nur unter seinen Augen und in seinen
Geschäften hat sie noch Leben und Tätigkeit. Sie
hat aufgehört, das Leben eines Individuums zu führen,"
Besonders charakteristisch aber ist, daß Fichte als
den obersten Naturtrieb des Weibes den Trieb be-
zeichnet, „Mittel für den Zweck eines anderen zu
sein, weil sie ihr eigener Zweck nicht sein konnte,
ohne ihren Endzweck, die Würde der Vernunft, auf-
zugeben".
Diese ganze Methode der Deduktion ebenso wie
die Rechtfertigung herrschender Sitten und Gesetze
aus abstrakten Prinzipien der Vernunft fordert die
Frage heraus: was ist es, das hier so gravitätisch
als gesetzgeberische „Würde der Vernunft" auftritt?
Wofür ist diese Auffassung symptomatisch? Ist es
nicht bloß der Instinkt einer bestimmten Männer-
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Buch Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299