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nicht dagegen, sie ganz buchstäblich im Nacken zu
fühlen.
Diese Art Weiblichkeit ist es, in der— von einem
nicht einseitig begrenzenden Frauenrechtsstandpunkt
aus betrachtet— der herrische Mann seine Recht-
fertigung findet; denn ihre erotischen Instinkte, die
nach Unterwerfung bis zur sklavischen Selbstent-
äußerung streben, korrespondieren den seinen, die
auf unbedingte Herrschaft und Überlegenheit gerichtet
sind. Sollte ein Mann, dessen erotische Neigungen
das schwache, unselbständige, untergeordnete Weib
suchen, seine geschlechtlichen Beziehungen nicht
seiner individuellen Natur gemäß ausleben? Für das
„echte Weib" wird er immer der „rechte Mann" sein.
Ja wenn die großen Gewalthaber, die Männer der
Tat und des unbeugsamen Willens, den Prinzipien
der herrischen Erotik huldigen, so geschieht dem
weiblichen Geschlechte damit nichts, was diese Männer
nicht auch sonst ausübten. Die „starke Faust", die
sie dem Weibe zeigen, wenden sie allen Lebens-
erscheinungen gegenüber an; sie unterwerfen sich
wie das Weib so auch die Welt, und sie benützen
wie das Weib so auch die Männer schwächeren Grades
als Mittel für ihre Zwecke, An ihnen ist die herri-
sche Erotik am begreiflichsten, weil sie in die Logik
ihres gesamten Wesens gehört. Sie entschädigen
dievon ihnen Abhängigen für die Unterdrückung, die sie
verhängen, in der Regel durch den Schutz, den sie
gewähren, und durch die Großmut, die sehr oft die
Begleiterin der Stärke ist. Dem weiblichen Geschlechte
gegenüber entbehrt ihr Betragen vielfach nicht der
Ritterlichkeit— was sich an manchen Zügen aus dem
Leben des größten Gewalthabers, den die neuere Zeit
kennt, Napoleons, beobachten läßt.
Ohne einen Zusatz von Ritterlichkeit erscheint der
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299