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Gegenwart angehört, das Problem selbst aber, vor-
nehmlich in religiöse Ideen gekleidet, etwas sehr
Altes ist.
Die Vorstellungen über das, was den höheren Men-
schen ausmacht, was ihn zu einer über das Gewöhn-
liche hinausführenden Lebensform erhebt, weisen auf
eine tief in der menschlichen Natur liegende Neigung
hin, die Schranken des Geschlechtes zu durchbrechen.
Die Geschlechtstrennung gehört den niedrigen Re-
gionen des Seins an; in den Höhen herrscht die
Gemeinsamkeit, die aus der Vereinigung der beiden
Lebensformen besteht: diese Anschauung nimmt in
dunkleren oder helleren Zügen vielfältig Gestalt an,
sobald der menschliche Geist sich mit seinem Ver-
hältnis zur Geschlechtlichkeit beschäftigt.
Eingehüllt in mythische Symbole und Allegorien,
in die esoterische Unnahbarkeit der Mysterien, er-
scheint in der antiken Kultur der Gedanke der Ge-
meinsamkeit unter der geheimnisvollen religiösen Be-
deutung, welche die Hermaphrodisie besaß. Das grob
Sinnenfällige der körperlichen Bisexualität, wie es
beispielsweise bei den ältesten Darstellungen der
cyprischen Aphrodite als eines hermaphroditischen
Idoles hervortritt, ist bloß der naive Ausdruck für
jene Auffassung, welche die Natur des Göttlichen,
die Vollendung, als Vereinigung der Geschlechter in
einer Person erblickte. Auch andere griechische
Götter zeigen die Spuren dieser Auffassui.g. Hera
erzeugt den Hephästos ohne Mitwirkung des Zeus,
um ihre mannweibliche Natur zu offenbaren; Zeus
bringt die Athene aus sich selbst hervor und gebiert
sie, indem er sie aus seinem Kopf entspringen läßt.
Hier ist die Symbolisierung eines geistigen Vorganges
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Buch Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299