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I. HAUPTSTÜCK 47
Als Phillipp von Anjout 34 und Carl von Österreich35 um die spanische Krone
stritten, maßten sich beyde das Meisterthum dieses Ordens an. Carl konnte
sich in Spanien nicht behaupten, bekam aber die ehmahls spanischen Nie-
derlande, deren Besitzer der Ordensstifter war, und erhielt daher auch das
Großmeisterthum.
König Philipp V. in Spanien wollte dieses Recht für sich alleyn behalten und
protestirte auf dem Kongreße zu Cambray 172136 [sic] dawieder, daß Kaiser
Carl VI. es besitzen wollte, da es doch seinem Vorgeben nach mit der spani-
schen Krone verknüpft sey.
In dem Wienner Frieden 172537 vergliechen sich beyde Monarchen so, daß
jeder die angenommenen Titel behalten solle, ihre Erben aber sollten nur die
Titel der Länder führen, die sie wirklich besäßen.
Unter diesem Titel wurde auch das Großmeisterthum des goldenen Vließes
stillschweigend begriffen. [345’]
Nach Carl VI. Tode protestirte Philipp V. 1741 zu Wienn und Frankfurth
beym Wahl Convente38 dawieder, daß Therese39 das Meisterthum ihrem Ge-
mahle Franz Stephan40 übertragen hatte und verlangte, daß das Haus weiter
keinen Anspruch darauf machen, sondern es der Krone Spaniens gänzlich
überlassen sollte.
Bey den Friedenstraktaten zu Aachen 174841 wollten Frankreich, England
und Holland darauf antragen, daß der Streit über das Meisterthum des Toi-
sonordens zwischen Österreich und Spanien beygelegt werde.
König Ferdinand VI.42 ließ aber durch seinen Gesandten erklären, daß es
keines Beylegens bedürfe, und daß jene Stelle mit der Krone Spaniens un-
zertrennlich verknüpft sey.
34 Philipp V., Herzog von Anjou, König von Spanien, Sardinien und Neapel-Sizilien (1683–
1746). Vgl. kaMen, Philip V of Spain.
35 Karl VI. von Habsburg, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1685–1740), als König von
Spanien Karl III. Vgl. SeitSchek, hutterer, theiMer (Hg.), 300 Jahre Karl VI. SchMidt, Karl VI.
36 Der Kongress (1722–1725) trat zusammen, um noch bestehenden Differenzen zwischen den
Kombattanten des Sapnischen Erbfolgekrieges auszuräumen. Vorverhandlungen wurden
seit 1721 geführt. Vgl. dhondt, La culture.
37 Abkommen zwischen Spanien und Habsburg über gegenseitige Akzeptanz und Unterstützung.
38 Wahl des Kurfürsten Karl Albrecht von Bayern (1697–1745) zu Kaiser Karl VII. am 24.
Jänner 1742, Krönung am 12. Februar 1742.
39 Maria Theresia von Habsburg-Lothringen, Königin von Ungarn und Böhmen, Erzherzogin
von Österreich (1717–1780). Vgl. arneth, Geschichte Maria Theresias. lau, Die Kaiserin.
Stollberg-rilinger, Maria Theresia.
40 Franz I. Stephan von Lothringen, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1708–1756). Vgl.
zedinger, Franz Stephan von Lothringen.
41 Beendet den Österreichischen Erbfolgekrieg.
42 Ferdinand VI., König von Spanien (1713–1759). Vgl. VolteS, La vida.
Norm und Zeremoniell
Das Etiquette-Normale für den Wiener Hof von circa 1812
- Titel
- Norm und Zeremoniell
- Untertitel
- Das Etiquette-Normale für den Wiener Hof von circa 1812
- Herausgeber
- Karin Schneider
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20903-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 8
- 2. Editionsrichtlinien 25
- 3. Edition 27
- Anmerkungen 169
- 4. Glossar 171
- 5. Verzeichnis der Paragraphen 180
- 6. Abkürzungsverzeichnis 182
- 7. Bibliographie 184
- 7.1 Ungedruckte Quellen 184
- 7.2 Gedruckte Quellen 184
- 7.3 Nachschlagewerke 185
- 7.4 Literatur 186
- 8. Personenregister 194