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18 A. Klärner et al.
Die beiden folgenden Teile befassen sich mit unterschiedlichen Feldern der
Ungleichheitsforschung und gehen der Frage nach, inwieweit netzwerkanalytische
Ansätze im Feld der gesundheitlichen Ungleichheiten eine Rolle spielen und wel-
che Forschungslücken bestehen. Der zweite Teil bezieht sich dabei zunächst auf
eine Lebenslaufperspektive (Bengtson und Allen 1993; Elder et al. 2003; Mayer
1998). Diese geht u. a. davon aus, dass verschiedene biografische Phasen (z. B.
der Auszug aus dem Elternhaus, der Übergang in die Elternschaft, Übergänge in
Erwerbslosigkeit) durch die dynamischen Interaktionen der verschiedenen Stränge
einer Individualbiografie (z. B. Bildungs-, Erwerbs-, Mobilitäts-, Familienbio-
grafie) geprägt sind, was wiederum, so unsere These, Einfluss auf die Struktur und
Zusammensetzung der individuellen sozialen Netzwerke hat.
Daniel Lois zeigt im Kap. „Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und
kindliche Gesundheit“, dass die kindliche Gesundheit zum einen direkt durch
das soziale Netzwerk des Kindes beeinflusst wird als auch indirekt durch das
soziale Netzwerk der Eltern. Er zeigt auch, dass von den verschiedenen theore-
tischen Mechanismen, die zur Erklärung dieser Befunde infrage kommen, der
Unterstützungsmechanismus am besten empirisch bestätigt ist. Familiales Sozial-
kapital, das sich aus den Netzwerkbeziehungen speist, korreliert in westlichen
Industrienationen positiv mit den sozioökonomischen Ressourcen der Eltern. Für
Schwellen- und Entwicklungsländer zeigt sich, dass das Vorhandensein sozialer
Unterstützung hier ein besonders kritischer Faktor für die kindliche Gesundheit ist.
Irene Moor, Laura Hoffmann, Martin Mlinarić und Matthias Richter gehen
im Kap. „Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten
im Jugendalter“ insbesondere auf die Forschung zum Gesundheitsverhalten von
Schülerinnen und Schülern ein. Sie zeigen, dass die These des sozialen Einflusses
(d. h., Freunde beeinflussen das [Gesundheits-]Verhalten und die Einstellungen der
Jugendlichen und sie adaptieren diese) und die These der Selektion (d. h., Jugend-
liche suchen ihre Freunde danach aus, ob sie ähnliche Einstellungen und [Gesund-
heits-]Verhaltensweisen haben wie sie selbst) empirisch belegt werden können.
Forschungsbedarf besteht jedoch darin, welche Bedeutung den sozialen Netz-
werken zur Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten im Jugendalter zukommt.
Holger von der Lippe und Olaf Reis gehen im Kap. „Soziale Netzwerke und
gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter“ vor
allem auf Zusammenhänge zwischen sozialen und gesundheitlichen Ungleich-
heiten, biografischen Transitionen, sozialen Beziehungsnetzen und individuellem
Gesundheitsverhalten ein. Nach aktueller Forschungslage ist den Autoren zufolge
ein Mediatoreffekt sozialer Netzwerke für den Einfluss sozialer Ungleichheiten
auf Gesundheit wahrscheinlich. Dieser dürfte sich besonders deutlich im Kontext
biografischer Übergänge bzw. Umbrüche zeigen, in denen es sozialen Schichten
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369