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Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten …
Gesundheit findet man besonders im Jugendalter und im höheren Alter. In der
Jugendphase steht das Risikoverhalten (z. B. Alkohol- und Zigarettenkonsum)
und dessen Verbindung mit Selektions- wie Einflusseffekten von Netzwerken im
Fokus. Im höheren Alter sind eher negative Auswirkungen auf die psychische wie
physische Gesundheit zu beobachten, die eine Folge der u. a. durch Verwitwung
kleiner werdenden Netzwerke darstellen.
Stefan Zapfel, Nancy Reims und Mathilde Niehaus konstatieren im
Kap. „Soziale Netzwerke und Behinderung“, dass die arbeitsmarktbezogene
Behinderungs- und Rehabilitationsforschung bisher weitestgehend auf die Ver-
wendung von Netzwerktheorien verzichtet und ihr Analyse- und Erklärungs-
potenzial auf diesem Gebiet bei weitem noch nicht ausgeschöpft wurde. Wichtige
wäre dies, weil Behinderungen in engem Zusammenhang mit Genese und
Stabilität von Netzwerken stehen, die ihrerseits mit Zugang und Kontinuität von
Beschäftigungsverhältnissen korrespondieren. Auch Netzwerkkontakte, die über
wohlfahrtsstaatliche Institutionen aufgebaut oder aufrechterhalten werden, sind
von Bedeutung. Die erfolgreiche Eingliederung ins Erwerbssystem hängt wesent-
lich von der Zugänglichkeit solcher Hilfen, dem Engagement sozialstaatlicher
Akteure, deren Zusammenarbeit, der Teilnahmemotivation behinderter Menschen
sowie dem individuellen Bildungshintergrund und sozialen Rückhalt ab.
Große Forschungslücken finden Annett Kupfer und Markus Gamper im
Kap. „Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension?“ Ethnische und
migrationsbedingte Differenzen werden zwar zunehmend als Determinante
gesundheitlicher Ungleichheit beforscht. Dabei sind die vorliegenden empiri-
schen Ergebnisse zu „Migration und Gesundheit bzw. gesundheitlichen Ungleich-
heiten“ zum Teil jedoch widersprüchlich. Studien, die soziale Netzwerke als
Einflussvariable hinzunehmen und damit natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit,
Gesundheit und soziale Netzwerke in ihrem Zusammenspiel beforschen, sind
dagegen sehr selten und betrachten 1.) fast immer nur eine Bevölkerungsgruppe
ohne 2.) den Blick zusätzlich auf vertikale Ungleichheitsdimensionen wie Ein-
kommen oder Bildung zu weiten. Die meisten Studien benutzen 3.) den Begriff
des Netzwerks eher als Metapher, als Synonym für Gruppe oder Sozialkapital,
oder sie beforschen ausschließlich soziale Unterstützung als zentrale Funktion
sozialer Netzwerke. Zu fragen bleibt, inwieweit die mit dem Begriff „Migra-
tion“ assoziierten Phänomene tatsächlich migrationsspezifisch, d. h., beispiels-
weise verbunden mit einem konkreten Migrationsprozess sind, oder ob nicht im
Sinne der Intersektionalität andere soziale Gruppenzugehörigkeiten wie Klasse
oder Geschlecht (höheren) Erklärungsgehalt für gesundheitliche Ungleichheiten
besitzen.
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369