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61Netzwerktheorie(n)
– Ein Überblick
relationalen Aspekte für die Erklärung oder das Verstehen des zu untersuchenden
Phänomens in der eigenen Studie von Bedeutung sind. Hierfür gibt es bereits
bestimmte, getestete Möglichkeiten unter denen ausgewählt werden kann (siehe
Kap. „Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung“). Wichtig ist hier jedoch,
dass diese immer im Bezug zur Gesundheit oder auch zum Gesundheitsverhalten
in Beziehung gesetzt werden sollten.
2 Soziale Netzwerke und Theorie – Ein Fazit
Netzwerktheorien stellen die Einbettung von Individuen in ihre soziale Umwelt
in den Fokus der Betrachtung. Sie gehen davon aus, dass das Handeln bzw.
Identitäten und Institutionen in Wechselwirkung mit sozialen Strukturen stehen.
Netzwerke werden somit der Mesobene zugerechnet, die zwischen dem indivi-
duellen Handeln und den Institutionen verortet sind (Weyer 2012). Wie dieses
Kapitel auch gezeigt hat, gibt es jedoch nicht „die eine“ Netzwerktheorie. All-
gemein kann in drei unterschiedliche Ausrichtungen unterschieden werden: der
strukturalistische Determinismus, der strukturalistische Instrumentalismus und
der strukturalistische Konstruktivismus (Emirbayer und Goodwin 1994). Hier-
bei unterscheiden die Autoren vor allem zwischen dem Bedeutungsanspruch von
Relationen für das Verständnis sozialer Phänomene. Ferner variieren sie auch hin-
sichtlich ihres Erklärungsanspruches. Während die „Grand Theories“ einen all-
umfassenden Ansatz beanspruchen, mit dem ein universeller Erklärungsanspruch
verfolgt wird, bleiben die „Theorien der mittleren Reichweite“ auch auf ein spezi-
fisches Forschungsfeld beschränkt. Auch wenn sogenannte „Grand Theories“
existieren und auch neuere Ansätze wissenschaftlich große Bedeutung haben, fin-
den diese in der empirischen Forschung nur begrenzt Beachtung. Hier kommen
vor allem Theorien mittlerer Reichweite zur Anwendung (siehe Kap. „Netzwerk-
analyse – eine methodische Annäherung“). Zu nennen sind hier z. B. die strong/
weak tie-
Theorie, die Theorie der strukturellen Löcher, die Triaden-Theorie,
Balance-Theorie, die Theorie der Homophilie, Cliquen-Theorie oder auch die der
Reziprozität. Die Theorien helfen, die Entstehung von Netzwerken, dessen Wir-
kung oder ihre Bedeutung für die Akteur*innen zu erklären oder diese besser zu
verstehen. Sie dienen auch als Grundlage für die Hypothesenbildung. Welche der
Theorien für die eigene Forschung relevant sein könnte, kann hier nicht geklärt
werden; die Aufzählung soll jedoch helfen, einen Überblick zu gewinnen, um
dann selbst Theorien für das eigene Forschungsvorgehen auszuwählen.
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369