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80 A. Klärner und H. von der Lippe
soziale Anerkennung und Wertschätzung sowie die sozialpsychologischen Effekte
von facilitation, inhibition oder groupthink indirekt dazu beitragen können,
das psychische Wohlbefinden, aber auch Verhaltensweisen, die auf lange Frist
gesundheitliches Wohlergehen stärken oder schwächen können, zu befördern oder
aber zu verunwahrscheinlichen.
Während die drei erstgenannten Sammelbegriffe für uns für die forschungsseitige
Suche nach Netzwerkfaktoren für gesundheitliche Ungleichheiten stehen, befasst
sich der vierte Sammelbegriff der sozialen Ansteckung direkt mit darüber hinaus-
gehenden, möglichen und direkten Effekten Mechanismen. Die empirische Rekons-
truktion, wie und in welcher Geschwindigkeit konkrete Krankheitserreger oder
gesundheitsrelevante Motive, Affekte oder Ideen in Beziehungsnetzen diffundie-
ren (nicht selten unterhalb der Bewusstseinsschwelle der Individuen), verweist auf
weitere wichtige Forschungsaspekte, welche die bereits genannte Forschung zu den
Wirkfaktoren sozialer Beziehungsnetze an einer wichtigen Stelle ergänzen können.
Der Bedarf nach einem allgemeinen, sparsamen und trennscharfen theoreti-
schen Modell ist damit freilich keineswegs befriedigt. Wenn zukünftige Forschung
die angemahnten Unterscheidungen vor allem auch von 1) direkten vs. indirekten,
2) positiven vs. negativen Gesundheitseffekten durch 3) verschiedene Akteure oder
Sektoren des Netzwerkes stärker beherzigt, dürfte sich mit der Zunahme empiri-
scher Befunde auch die theoretische Lage weiter klären und vereinheitlichen las-
sen. Hier sehen wir die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit des Paradigmas der
sozialen Netzwerkforschung in besonderer Weise aufgerufen und geeignet, diese
zukünftigen Schritte anzustoßen und konkreter als bislang auszuformulieren.
Leseempfehlungen
Berkman, L. F., & Glass, T. (2000): Social integration, social networks,
social support, and health. In: L. F. Berkman und I. Kawachi (Hrsg.),
Social epidemiology. New York, NY [u. a.]: Oxford Univ. Press, S. 137–
173. Diskussion und Fruchtbarmachung wichtiger Konzepte der Netzwerk-
theorie und -analyse für die Gesundheitsforschung.
Christakis, N. A., & Fowler, J. H. (2007). The spread of obesity in a
large social network over 32 years. The New England Journal of Medicine,
357, S. 370–379. Breit rezipierte und (kritisch) diskutierte Längsschnitt-
analyse zur Verbreitung von Fettleibigkeit über den Mechanismus der
sozialen Ansteckung (vgl. dazu auch Klärner und Keim 2019).
Harkins, S. G., Williams, K. D., & Burger, J. M. (Hrsg.) (2017). The
Oxford handbook of social influence. New York, NY, US: Oxford University
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369