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119Netzwerkanalyse
– eine methodische Annäherung
Neben der Unterscheidung zwischen Netzwerkparametern und Akteursparame-
tern kann auch (idealtypisch) zwischen strukturbeschreibenden und statistischen
Modellen, die Kausalzusammenhänge prüfen, differenziert werden. Die struktur-
beschreibenden Verfahren beschreiben die Struktur des ganzen Netzwerkes oder
fokussieren wenige Teile eines Netzwerkes. Ein Verfahren wurde bereits vor-
gestellt, die sogenannte Dichte. Daneben existieren Maße wie z. B. Cliquenana-
lyse, Cluster- oder auch Komponentenanalyse, Blockmodellanalyse oder auch
der Triadenzensus. Cliquen-, Cluster- und Komponentenverfahren versuchen aus
einem Netzwerk Subgraphen herauszufiltern, deren interne Dichte höher ist als
die Dichte des gesamten Netzwerks (Luce 1950; Moody und White 2003). Auch
in diesem Fall existieren unterschiedliche Verfahren wie z. B. n-core, n-clan
und n-cliques Verfahren. N-clique ist z. B. ein maximaler Subgraph bei dem die
Pfaddistanz, also die Anzahl der Akteure über die alle Knoten im Netzwerk mit-
einander verbunden sind, nicht größer als ein vorher festgelegter Wert n ist (Bron
und Kerbosch 1973). Somit können Gruppen hierarchisch, je nach Distanz,
herausgefiltert und unterschieden werden. Das Komponentenverfahren ist ähnlich.
Unter Komponenten versteht man im Allgemeinen Subgraphen, also Teile eines
Netzwerks, die aus Knoten bestehen und auch untereinander verwoben sind. Eine
starke verbundene Komponente ist eine Gruppe von Knoten, in denen alle Knoten
durch gerichtete Kanten (z. B. alle Personen in einem Teil des Netzwerks leihen
sich Zigaretten) vernetzt sind. Es gibt auch schwach verbundene Komponenten,
hier ist jeder Knoten durch genau einen Pfad verbunden. Für ungerichtete Netz-
werke, bei denen die Richtung einer Beziehung nicht gegeben ist (z. B. „Treffen
Sie sich mit der Person XY gelegentlich?“) gibt es keine stark oder schwach ver-
bundene Komponente. Hier spricht man lediglich von verbundenen Komponenten
(De Nooy et al. 2011, S. 77). Ein weiteres exploratives Verfahren, welches auf
eine datenreduzierende Darstellung von Knoten und Kanten basiert, ist die Block-
modellanalyse. Bei der Blockmodellanalyse werden Akteure und Beziehungen
zu Akteursgruppen und Beziehungsbündeln geclustert (Heidler 2008) und bilden
somit ein reduziertes Abbild der Netzwerkstruktur. Durch Clusterung können
Hierarchien, Zentrum-Peripherie-Gruppierungen oder auch Cliquen visuell dar-
geboten und analysiert werden. Hier wird zwischen a-posteriori Blockmodellen, in
denen Akteure aufgrund ähnlicher Positionen im Netzwerk gruppiert werden, und
a-priori Blockmodellen, in denen Akteure anhand von Eigenschaften gruppiert
werden, unterschieden (Heidler 2008). Das statistische Verfahren des Triadenszen-
sus geht auf Heider (1958) zurück (siehe auch Kap. „Netzwerktheorie(n)“). Dabei
wird überprüft, wie häufig geschlossene Triaden – drei, jeweils direkt miteinander
verbundene Akteure – in einem Netzwerk vorkommen. In einem gerichteten Netz-
werk können je nach Beziehungsrichtung und Beziehungsart 16 verschiedene
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369