Seite - 128 - in Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung
Bild der Seite - 128 -
Text der Seite - 128 -
128 M. Gamper
alte Menschen) und ihre allgemeine Einbettung, auch im Vergleich zu ande-
ren Gruppen, untersucht werden sollen. Neben der methodischen Dimension
kann auch zwischen quantitativer und qualitativer Netzwerkforschung unter-
schieden werden. Die standardisierte Netzwerkforschung kann zwischen
strukturbeschreibenden Verfahren und Verfahren zur Analyse von Kausal-
zusammenhängen differenziert werden. Die strukturbeschreibenden Verfahren
beschreiben das Netzwerk, hierzu gehören z. B. die Größe eines Netzwerkes
oder auch die Dichte. Stochastische Verfahren, z. B. Exponential Random Graph
Models (ERGMs) und SIENA, versuchen überzufällige Zusammenhänge aufzu-
decken. Beide Ausrichtungen können sowohl das ganze Netzwerk (z. B. Dichte,
Netzwerkgröße) oder auch einzelne Knoten oder Kanten (z. B. Zentralitätsmaße)
umfassen.
Hinsichtlich der qualitativen Netzwerkforschung wurden unterschiedliche visu-
elle Verfahren vorgestellt. Dabei wurde zwischen Netzwerkzeichnungen und Netz-
werkkarten unterschieden. Netzwerkzeichnungen sind freie Visualisierungen, die
keine Vorstrukturierung durch den Forscher bzw. die Forscherin beinhalten. Bei
den Netzwerkkarten werden Vorgaben wie z. B. konzentrische Kreise getroffen.
Hierbei können Strukturierungen auch durch Zuweisung von Werten standardisiert
werden. Dadurch wird es auch möglich, die Daten quantitativ auszuwerten, wäh-
rend dies bei Netzwerkzeichnungen nicht möglich ist. Für die Kopplung von Inter-
views und die Visualisierungen gibt es kaum wissenschaftliche Handreichungen
oder Standardwerke. Auf die qualitative Forschung sollte zurückgegriffen werden,
wenn eher idiografische Konstrukte, wie Deutungsmuster, Sinnstrukturen oder
subjektive Wahrnehmungen von Netzwerken und Beziehungen im Fokus stehen.
Auch bei Phänomenen, die nicht oder nur wenig bekannt bzw. erforscht wurden,
eignen sich qualitative Instrumente wegen ihrer thematischen Offenheit besser.
Nicht selten werden in qualitativen Studien Hypothesen für die quantitative Netz-
werkforschung generiert. Bei Kausalzusammenhängen oder wenn repräsentative
Aussagen getroffen werden sollen, eignen sich die unterschiedlichen quantitativen
Verfahren. Wichtig ist hier, dass die Erhebungsmethoden dem Forschungsfeld und
der Forschungsfrage angepasst werden müssen. Besonders in der Gesundheits-
forschung, gibt es z. B. bei den Namensgeneratoren kein einheitliches Vorgehen,
und damit noch viel Spielraum für eigene Ideen.
Durch die wenigen Studien die im Bereich Netzwerkforschung und gesund-
heitliche Ungleichheiten existieren, sind getestete Akteursgeneratoren oder andere
Vorarbeiten, auch im qualitativen Bereich, sehr selten. Daher müssen Forschungs-
fragen selbst konstruiert und getestet werden. Dies macht es notwendig z. B. eigene
Akteursgeneratoren zu entwickeln oder bereits getestet Fragen der eigenen For-
schung anzupassen. Zentral ist es, die eigenen Fragen, qualitativ wie quantitativ,
an die theoretischen Konzepte (siehe Kap. „Netzwerktheorie(n)“) anzubinden. Hier
zurück zum
Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369