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138 D. Lois
1 Einleitung
Seitdem sich Ende der 1980er Jahre das sogenannte Salutogenesemodell etabliert
hat, suchen Forscher und Praktiker im Feld der Gesundheitsförderung nicht nur
nach Faktoren, die krank machen, sondern auch nach Faktoren und dynamischen
Wechselwirkungen, die zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit führen.
Soziale Beziehungen gelten hierbei als hilfreich und unterstützend. Ihre Ver-
besserung ist ein Ziel der Gesundheitsförderung.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Familie als einen Kernbereich
sozialer Beziehungen und nimmt zudem die physische und mentale Gesundheit
von Kindern (bis 13 Jahre) in den Blick. Familiale Einflüsse auf die kindliche
Gesundheit sind vielfältig (vgl. Rattay et al. 2012): Von klein auf bis ins Jugend-
alter lernen Kinder in der Familie den Umgang mit ihrem Körper, mit Gesundheit,
Krankheit sowie entsprechenden Bewältigungsstrategien. In der alltäglichen Inter-
aktion in der Familie und durch die sozialen Kontexte, zu denen die Familie einen
Zugang ermöglicht, erwerben Kinder und Jugendliche grundlegende Kenntnisse
und Einstellungen, die zu ihrer Entwicklung in psychischer, körperlicher, sozialer
und kognitiver Hinsicht beitragen. Die gesundheitsbezogene Sozialisation erfolgt
„insbesondere über familiale Alltagspraktiken wie die Gestaltung der Mahlzeiten,
das Bewegungs- und Freizeitverhalten in der Familie, feste Tageszeiten für das Auf-
stehen und Ins-Bett-Gehen, die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen
sowie über familiale Haltungen zum Beispiel zur Hygiene. Aber auch gesundheits-
abträglichen Praktiken wie dem Konsum von Tabak und Alkohol sind Heran-
wachsende in ihrer Familie mehr oder weniger direkt ausgesetzt“ (Rattay et al.
2012, S. 146).
In der Forschung wird zwischen protektiven Faktoren von Familie und Risiko-
faktoren unterschieden. Zu den Risikofaktoren zählen z. B. ungünstige materielle
Bedingungen, niedrige Schulbildung der Eltern, Arbeitslosigkeit, beengte Wohn-
verhältnisse, familiale Konflikte, körperliche oder mentale Erkrankungen eines
Elternteils, schlechte Verfügbarkeit primärer Bezugspersonen im Kleinkindalter,
Vernachlässigung oder Gewalt (Tiber Egle et al. 2002).
Beim vorliegenden Beitrag handelt es sich um einen Literaturüberblick, der
sich vorwiegend mit protektiven sozialen Faktoren beschäftigt, welche die kind-
liche Gesundheit beeinflussen. Im Mittelpunkt stehen dabei a) direkte Einflüsse
des kindlichen sozialen Netzwerkes, z. B. die soziale Unterstützung durch die
Eltern und b) indirekte Einflüsse des elterlichen Netzwerks auf das Kind, z. B.
in Form von emotionaler oder instrumenteller Unterstützung der Eltern durch die
Großeltern.
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369