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152 D. Lois
Empirisch zeigt sich, dass die persönliche soziale Unterstützung der Eltern bei
Kindern, die als auffällig klassifiziert werden, signifikant schwächer ausgeprägt
ist als bei unauffälligen Kindern. Gleiches gilt für einen regelmäßigen Kirchgang
und den Sozialkapitalindex insgesamt. Die strukturellen Indikatoren (zwei Eltern
im Haushalt, nicht mehr als zwei Kinder) üben bivariat keinen signifikanten
Einfluss aus. Der positive Effekt des Sozialkapitalindex auf die kindliche Ent-
wicklung und Gesundheit bleibt auch in einem logistischen Regressionsmodell
stabil, in dem für Bildung der Mutter, Familieneinkommen und mütterliche
Depression kontrolliert wird.
Kennedy-Hendricks et al. (2015) zielen als einzige hier besprochene Stu-
die auf Prozesse der sozialen Ansteckung ab. Die Stichprobe basiert auf eher
benachteiligten Familien im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus. Durch eine
Erhebung namensbasierter egozentrierter sozialer Netzwerke der Eltern wird
überprüft, inwiefern die Netzwerkpersonen (insbesondere in der Nachbarschaft)
im Zusammenhang mit Gesundheitsaspekten positive Verhaltensmodelle für die
Kinder darstellen, indem sie sich z. B. gesundheitsbewusst ernähren, physisch
aktiv oder nicht übergewichtig sind. Empirisch zeigt sich, dass Kinder selbst
sportlich aktiver und seltener übergewichtig sind, wenn sich in den Netzwerken
der Eltern viele physisch aktive und nicht übergewichtige Personen befinden.
Diese Ergebnisse unterstützen die unterstellten sozialen Lern- und Ansteckungs-
prozesse, auch wenn diese nicht direkt getestet werden.
Kana’iaupuni et al. (2005) zeigen mit Daten des Health und Migration Survey
(HBS) für einige ausgewählte mexikanische Dörfer (N = 620), dass sich das Aus-
maß der emotionalen und finanziellen Unterstützung der Eltern durch ihre Netz-
werkpersonen weniger mit der Anzahl der Blutsverwandten als mit der Anzahl
der Personen (in unmittelbarer räumlicher Nähe) erhöht, die als erweiterte Ver-
wandtschaft gelten. Hierzu zählen die oben bereits erwähnten Vertrauenspersonen
und Paten der Kinder. Hoch interaktive soziale Netzwerke dieser Natur wirken
sich zudem, vermittelt über emotionale und finanzielle Unterstützung, erwar-
tungsgemäß positiv auf den allgemeinen Gesundheitszustand der Kinder aus –
insbesondere bei Familien, die über wenige materielle Ressourcen verfügen.
Adams et al. (2002) befragen N = 1008 Mütter in Mali aus zwei Volks-
stämmen (Bamanan, Fulbe). Durch einen Namensgenerator wird erfasst, wie groß
spezifische soziale Teilnetzwerke sind, die für die Mutter materielle, praktische,
kognitive und emotionale Unterstützung zur Verfügung stellen. Außerdem wer-
den verschiedene Netzwerkcharakteristika relativ detailliert erhoben, z. B. die
Geschlechts- und Alterskomposition, die räumliche Nähe der Netzwerkpersonen
und der Beziehungsstatus zur Mutter (Verwandte, Freunde). Mithilfe einer
Cox-Regression wird das Sterberisiko des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369