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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung
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154 D. Lois Gleichzeitig zeigen diejenigen Studien, die entweder hierarchische Regressions- modelle oder – wie Wu et al. (2010) – Strukturgleichungsmodelle verwenden, dass das familiale Sozialkapital sowohl von anderen Sozialkapital-Subdimensionen (Schule, Nachbarschaft) als auch vom sozioökonomischen Status der Familie abhängig ist. Wu et al. (2010) differenzieren diese Abhängigkeit dahin gehend, dass vor allem Familien mit hoher elterlicher Bildung über mehr Sozialkapital (hier vor allem familiale Kohäsion) verfügen. Diese Befunde bestätigen die in Frage 1 formulierte Vermittlungshypothese.3 Eine allgemeine soziologische Erklärung besteht darin, dass sozio-ökonomische Benachteiligung nicht nur mit materiellen Einschränkungen einhergeht, sondern auch zu geringeren Partizipationschancen und schwächerer sozialer Integration führt: Sozial benachteiligte Menschen erweitern ihre sozialen Netzwerke in der Regel nicht, sondern ziehen sich auf verwandtschaftliche und enge Freundeskreise zurück, die jedoch häufig genauso ressourcenschwach sind wie die Betroffenen selbst (vgl. Hartung 2013, S. 73 ff). Wu et al. (2010) postulieren zudem, dass die sozioöko- nomische Lage der Familie auch über die Wohnstandortwahl entscheidet und damit gleichzeitig über die Ressourcen, die über nachbarschaftliche Beziehungen mobi- lisiert werden können. Nach Coleman (1990) ist darüber hinaus zu erwarten, dass wohlhabende Eltern besonders viel Ressourcen in die Qualität der Eltern-Kind-Be- ziehung investieren, da die Transmission der elterlichen Bildung und des finanziel- len Wohlstands auf die Kinder intensive Eltern-Kind-Interaktionen voraussetzt. Die Befundlage stimmt ferner mit der Angleichungsthese von West (1997) überein. Hier- nach werden in der frühen Kindheit Unterschiede in der Gesundheit relativ stark von der sozioökonomischen Position der Familie beeinflusst, die sich – nach den hier dis- kutierten Befunden – auch in einer spezifischen Ausstattung mit Sozialkapital nieder- schlägt. Im frühen Jugendalter verschwinden gesundheitsspezifische Unterschiede zwischen den verschiedenen sozialen Schichten dagegen weitgehend, da von Schule, Peergroup und Jugendkultur nivellierende Einflüsse ausgehen. Zur zweiten Frage ist auf die Studie von Klocke (2004) einzugehen, die jedoch mit einem Altersbereich von 11–15 Jahren eher auf Jugendliche fokussiert. Hier wird ein Interaktionseffekt zwischen materiellen Ressourcen und Sozial- kapital bei der Vorhersage der Gesundheit getestet. Die Befunde verdeutlichen, dass sich das gesundheitsrelevante Verhalten (hier: Rauchen) in allen sozialen 3Nach Wu et al. (2010) ist dabei jedoch entscheidend, wie der sozioökonomische Status der Eltern operationalisiert wird. So erbringt die Studie den überraschenden Befund, dass die finanziellen Ressourcen der Eltern zu einer größeren Depressivität des Kindes führen. Erklärt wird dies dadurch, dass die Finanzressourcen ein indirekter Indikator für den Arbeitsumfang der Eltern sind, der die Zeit für gemeinsame Eltern-Kind-Interaktionen reduziert.
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten Eine neue Perspektive für die Forschung
Titel
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Untertitel
Eine neue Perspektive für die Forschung
Autoren
Andreas Klärner
Markus Gamper
Sylvia Keim-Klärner
Irene Moor
Holger von der Lippe
Herausgeber
Nico Vonneilich
Verlag
Springer VS
Ort
Wiesbaden
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-658-21659-7
Abmessungen
14.5 x 21.0 cm
Seiten
436
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
  2. Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
  3. Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
  4. Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
  5. Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
  6. Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
  7. Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
  8. Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
  9. Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
  10. Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
  11. Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
  12. Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
  13. Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
  14. Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
  15. Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
  16. Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369
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