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165Soziale
Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche …
bekannt, dass ein Freundeskreis, der sich auflöst, weniger Gemeinsamkeiten bein-
haltet als einer, der sich bildet. Diese Kongruenzorientierung wurde auch bei wei-
teren Merkmalen wie bei anderen illegalen Drogen oder der Wahl der politischen
Partei festgestellt.
Die soziale Netzwerkforschung (SNA: social network analysis) ermöglicht
es, beispielsweise den Zusammenhang zwischen kollektiven Normen und indi-
viduellem Verhalten innerhalb der Peergroup zu untersuchen. Fragen, die beant-
wortet werden können, sind etwa, ob sich Jugendliche eher jene Freunde suchen,
die ein ähnliches Verhalten aufzeigen oder ob Jugendliche innerhalb bestimmter
Netzwerke aufgrund des (schädlichen) Einflusses ihrer Freunde zu gesundheits-
schädlichem Verhalten „animiert“ werden (Hall und Valente 2007). Zudem kann
analysiert werden, welche Rolle bzw. Position verschiedene Personen (Eltern,
Freundeskreis, Geschwister) im Netzwerk einnehmen und inwieweit sich das auf
die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten der Jugendlichen auswirkt. Diese
und weitere Fragen können in dem Ausmaß und der Detailliertheit vor allem mit-
hilfe der SNA untersucht werden.
Von besonderem Forschungsinteresse ist die Bedeutung sozialer Netzwerke
auch für die (Re-)Produktion gesundheitlicher Ungleichheiten. So zeigen zahl-
reiche nationale wie internationale Studien, dass Jugendliche mit einem gerin-
gem sozioökonomischen Status (SES) oder jene, die kein Gymnasium besuchen,
sowohl eine schlechtere Gesundheit als auch ein ungünstigeres Gesundheits-
verhalten angeben (Hölling et al. 2014; Inchley et al. 2016; Kuipers et al. 2016;
Kuntz und Lampert 2013; Moor et al. 2012; Richter und Moor 2017). Der
Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Gesundheit bzw. Gesundheits-
verhalten wurde in der Adoleszenz zwar oft untersucht, wenige Studien haben
jedoch überprüft, inwieweit die sozialen Netzwerke der Jugendlichen diese Asso-
ziation erklären.
Der folgende Übersichtsbeitrag befasst sich demnach mit SNA und der
Gesundheit bzw. gesundheitlichen Ungleichheiten im Jugendalter. In einem ersten
Schritt wird zunächst der Blick auf die bisherigen Forschungsarbeiten der SNA
im Jugendalter gelegt (Abschn. 1.1). Im nächsten Schritt werden in Abschn. 2
theoretische Zusammenhänge der SNA (u. a. Homophilie, These des Einflusses
und der Selektion) für die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten vorgestellt.
Im Anschluss wird der Zusammenhang zwischen gesundheitlicher Ungleich-
heit und Gesundheit erörtert (Abschn. 3) sowie die Bedeutung der SNA für die
Gesundheit und dem Gesundheitsverhalten ausgeführt (Abschn. 4), wobei der
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369