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180 I. Moor et al.
2008). Dies konnte auch in Studien für das Jugendalter belegt werden, hier zeigte
sich, dass die Homophilie nach dem Bildungsstand der Eltern unterschiedlich
ausfällt. Die Homophilie in Freundschaften ist bei jenen Heranwachsenden höher,
deren Eltern eine höhere Bildung angaben, im Vergleich zu jenen, die eine gerin-
gere Bildung aufweisen. Dieser Zusammenhang traf sowohl für das Rauchen als
auch auf andere Verhaltensweisen wie Alkohol- und Fernsehkonsum als auch
physische Aktivität zu (Daw et al. 2015). Ähnliche Ergebnisse konnte auch die
Studie von Robert et al. (2018) mithilfe der SILNE Studie liefern. Jugendliche
sind nicht nur homophil zu dem Rauchverhalten, sondern auch in Bezug auf die
schulische Leistung. Schüler mit schlechteren schulischen Leistungen sind dabei
eher befreundet als jene mit unterschiedlich guten Schulleistungen. Der Zusam-
menhang zwischen schulischer Leistung und dem Rauchverhalten konnte durch
die Komposition und Homophilie der Freundschaften als auch durch den Schul-
typ teilweise erklärt werden.
Die Bedeutung der sozialen Netzwerke für das Rauchen unter Berücksichti-
gung des Schultyps als auch der elterlichen Bildung der Jugendlichen wurde
zudem von Huisman und Bruggeman (2012) untersucht. Die Autoren führten eine
Längsschnittstudie unter 13- bis 14-jährigen niederländischen Jugendlichen im
Schuljahr 2008/2009 durch und analysierten die vermittelnde Rollte des sozialen
Netzwerks. Dazu konnten die Schüler der jeweiligen Schulklasse bis zu 15 andere
Schüler benennen, mit denen sie befreundet sind. Die Angaben zum Netzwerk
wurden mittels SIENA2 analysiert. Da die soziale Herkunft der Eltern oftmals
die schulische Bildung der Kinder prägt und die Schule ein besonderer Raum
für soziale Kontakte darstellt, war die Frage, inwiefern die schulische Freun-
desgruppe eine Mediatorrolle zwischen dem Schultyp und dem Rauchverhalten
einnimmt. Die Ergebnisse zeigen, dass der Effekt des Schultyps auf das Rauchen
durch das soziale Netzwerk (rauchende Freunde) vermittelt wird, auch unter Kon-
trolle des eigenen Rauchverhaltens (Huisman und Bruggeman 2012). Das ist ein
sehr wichtiges Ergebnis, da es aufzeigt, dass es (nicht) unbedingt die schulische
Bildung des Jugendlichen ist, welche für das Rauchverhalten verantwortlich ist,
sondern die (schulischen) Freunde, die rauchen und den Effekt zwischen Schul-
typ und Rauchen vermitteln.
2SIENA ist ein statisches Programm zur Analyse sozialer Netzwerke, welches insbesondere
bei Längsschnittdaten eingesetzt wird (vgl. dazu auch Kapitel: Netzwerkanalyse).
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369