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212 H. von der Lippe und O. Reis
Berufsstatus und auf 26,6 % für Einkommen. Die Autoren schließen zusammen-
fassend, dass die Ergebnisse einen deutlichen Hinweis auf die mediierende
Wirkung sozialer Netzwerke für den Einfluss sozialer Ungleichheits- auf Gesund-
heitsvariablen darstellen.
Chappell und Funk (2010) wiederum konnten in einer Studie mit 916 kana-
dischen Teilnehmern einer Disadvantage Study diese Mediation in Bezug auf
allgemeine Gesundheitsmaße jedoch nicht finden. Ungleichheit wurde hier über
Einkommen und Bildung gemessen, Gesundheit über die RAND Health Survey
Scale und Netzwerke über die egozentrierte Netzgröße sowie die Anzahl sozialer
Vereine, in denen sich die Teilnehmer engagierten. In der Analyse zeigte sich der
erwartete Effekt von Einkommen auf den Health Status, Netzwerkmaße trugen
jedoch an keiner Stelle zu den statistischen Modellen der Analyse signifikant bei
(keine Mediation).
5.1 Scheidung, SES, Netzwerke und Gesundheit
Die Studie von Steptoe und Marmot (2003) mit den Whitehall-2-Daten
(227 Teilnehmer zwischen 47 und 59 Jahre alt) untersuchte den möglichen
Zusammenhang zwischen SES, Scheidung, Netzwerken und Gesundheit sowie
Gesundheitsverhalten. Ein aus den Indikatoren Netzwerkgröße, emotionale
Unterstützung, berufliche, finanzielle und nachbarschaftliche Belastungen sowie
persönliche Bewältigungsstile zusammengesetzter psychosozialer Belastungs-
indikator (PAVIX; hohe Werte stehen für die jeweiligen Risikoausprägungen der
Indikatoren, wobei eine geringe Netzwerkgröße als Risikoausprägung gewertet
wird) korrelierte zunächst negativ mit SES. Ein geringerer SES ging mit höheren
psychosozialen Belastungen einher – ganz wie bereits in Abschn. 3 anhand der
Studien von Mielck und anderen beschrieben wurde. Auch zeigten sich – analog
der bereits berichteten „healthy-marriage-hypothesis“ – verheiratete Personen
hinsichtlich dieser Indikatoren signifikant unbelasteter als nicht verheiratete (dar-
unter auch Geschiedene). In einem Regressionsmodell, das all diese Maße für
die Erklärung gesundheitlicher Indikatoren (z. B. Depression, Schlafstörungen,
Hoffnungslosigkeit, subjektives Gesundheitsgefühl etc.) nutzte, verblieb nur
noch der PAVIX als signifikanter Prädiktor. Weder SES noch der Familienstand
sagten die Gesundheitsmaße nach Einschluss des PAVIX vorher. Dieselben
Ergebnisse zeigten sich auch bei physiologischen Gesundheitsmaßen, nicht
aber beim Gesundheitsverhalten selbst. Diese Befunde ließen sich als eine voll-
ständige Mediation der bekannten Gesundheitseffekten von SES und Familien-
stand durch soziale (Netzwerk-)Ressourcen interpretieren, was von den Autoren
zurück zum
Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369