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240 B. Müller und L. Ellwardt
dem sozioökonomischen Status und der subjektiven Gesundheit vermitteln. Im
Gegensatz dazu traten in der prospektiven Follow-up-Studie (Beobachtungszeit-
raum drei Jahre) von Nilsson et al. (2010) keine Mediatoreffekte des sozialen
Netzwerkes auf den Zusammenhang von sozioökonomischem Status (gemessen
über das finanzielle Vermögen) und der funktionalen Gesundheit (gemessen über
die Anzahl von Mobilitätsaktivitäten, die ohne fremde Hilfe ausgeführt werden
können) auf. Eingesetzte Netzwerkindikatoren bezogen sich auf Kohabitation,
soziale Teilhabe, Netzwerkdiversität und Zufriedenheit mit sozialen Kontakten
(Nilsson et al. 2010). Auch die Ergebnisse von Yan et al. (2013) auf der Grund-
lage einer Follow-up Studie, die einen Beobachtungszeitraum von 11,5 Jahren
umfasste, stützen die Mediatorhypothese nicht. Die amerikanische Stichprobe
bestand aus 64- bis 100-jährigen Personen. Untersucht wurde die Häufigkeit eines
ischämischen Schlaganfalls in Abhängigkeit vom sozioökonomischen Status des
Wohnviertels („Neighbourhood socioeconomic status“). Netzwerkmerkmale wur-
den mit der „Interpersonal Support Evaluation List“ (Cohen et al. 1985), die die
wahrgenommene Verfügbarkeit von sozialer Unterstützung erfasst, und der „Lub-
ben Social Network Scale“ (Lubben 1988), ein speziell für die ältere Bevölkerung
entwickeltes Instrument, das neben der emotionalen und instrumentellen Unter-
stützung auch die tatsächliche Größe des Netzwerkes erfragt, erhoben.
In der Zusammenschau geben die referierten Befunde keine eindeutige Ant-
wort auf die Frage nach einem Mediatoreffekt struktureller Netzwerkmerkmale
im höheren Lebensalter.
5.2 Soziales Netzwerk als Moderator
Mit Daten der vierten Welle der SHARE-Studie (Survey of Health, Ageing
and Retirement in Europe) untersuchten Olofsson et al. (2018) Moderatoref-
fekte sozialer Netzwerke. Die Stichprobe umfasste 54.751 Personen im Alter ≥
50 Jahre aus 16 europäischen Ländern. Zentrale Indikatoren waren Bildung und
subjektive Gesundheit. Der Erhebung von Netzwerkgröße und -zufriedenheit lag
ein Netzwerkgenerator zugrunde. Als Ergebnis wird ein moderierender Effekt
der Netzwerkzufriedenheit bei Männern und Frauen Nordeuropas berichtet: Bei
hoher Zufriedenheit ist der Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Sta-
tus und Gesundheit stärker, bei geringer Zufriedenheit schwächer ausgeprägt.
Die Autoren argumentieren, dass insbesondere Personen mit geringerer Bildung
bei schlechter Gesundheit Hilfe im sozialen Netzwerk finden, was mit hoher
Zufriedenheit einhergeht. Darüber hinaus wird vermutet, dass eine geringe
Zufriedenheit mit Netzwerkkontakten Folge emotional belastender Beziehungen
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369