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276 M. Gamper et al.
Einfluss gewonnen (Babitsch 2009; Kuhlmann 2016). Durch eine Vielzahl an Stu-
dien kann ein mitunter stark ausgeprägter Geschlechterunterschied bezüglich des
Gesundheitsgeschehens nachgewiesen werden, d. h., in der Morbidität (Krank-
heitshäufigkeit) und der Mortalität (Sterberate), in den Entstehungsprozessen
von Krankheiten sowie den Krankheitsverläufen und im Gesundheitsver-
halten scheinen Männer* und Frauen* sich signifikant zu unterscheiden (z. B.
Robert-Koch-Institut 2015). Studien zu Trans*-Personen sind eher selten. Meist
umfassen vorliegende Forschungen die ganze Gruppe LGBT*I*Q: „Lesbian, Gay,
Bisexual, Transgender, Intersexual and Queer“.
Lebenserwartung und Mortalität
Weltweit lässt sich in den meisten Ländern ein homogenes Muster hinsicht-
lich der Lebenserwartung ausmachen: die Lebenserwartung der Frauen* ist in
der Regel höher als die der Männer* (Kolip und Hurrelmann 2002).4 Auch in
Deutschland liegt die mittlere Lebenserwartung von Frauen* bei der Geburt der-
zeit bei 83,1 Jahren, jene von Männern* bei 78,3 Jahren (Robert-Koch-Institut
2015; Statistisches Bundesamt 2019e). Dabei nähern sich die Geschlechter-
differenzen in den letzten Jahren zugunsten des männlichen* Geschlechts an
(Kolip und Hurrelmann 2002; Lampert et al. 2017), was auf den Anstieg gesund-
heitsriskanten Verhaltens unter Frauen* (z. B. steigende Anzahl rauchender
Frauen*) zurückgeführt wird. Die kürzere Lebenserwartung des männlichen*
Geschlechts besteht jedoch weiter fort. So zeigen weltweit auch männliche*
Säuglinge ein höheres Sterberisiko als weibliche* Säuglinge (WHO 2019). Die
ungünstige Sterblichkeitsstatistik des männlichen* Geschlechts setzt sich auch im
weiteren Lebenslauf fort und wird im Alter zwischen 25 bis 65 Jahren besonders
deutlich. In Deutschland starben 2016 fast doppelt so viele Männer* (86.654) im
mittleren Lebensalter wie Frauen* (46.815) (Statistisches Bundesamt 2019a). Als
Ursache für den Geschlechtsunterschied bzgl. der Übersterblichkeit wird häufig
ein gesundheitsriskanteres Verhalten der Männer* angeführt (Hurrelmann und
Quenzel 2011; Kolip und Hurrelmann 2002; Sieverding 2005; Robert-Koch-
Institut 2015). Babitsch (2009) führt ergänzend dazu aus, dass eine Vielzahl an
4Für die Jahre 2015–2020 konnten die Vereinten Nationen exemplarisch folgende Lebens-
erwartungen, in Jahren gemessen, ermitteln: Afghanistan (Männer*(M*): 62,7; Frauen*
(F*): 65,6); Brasilien (M*: 72,2; F*: 79,4); Japan (M*: 80,7; F*: 87,1); Canada (M*: 80,7;
F*: 84,4); Estland (M*: 73,01; F*: 81,9); Kenia (M*: 64,9; F*: 69,6); Neuseeland (M*:
80,4; F*: 83,7) (UNdata 2017).
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369