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284 M. Gamper et al.
doppelt so hoch ist. Damit sinkt für sie die Wahrscheinlichkeit, zum einen
krankenversichert und zum anderen von einem Unternehmen allgemein versichert
zu sein (Grant et al. 2011).
2 Gender und soziale Netzwerke – Ein Überblick
Historisch zurückgeblickt ging man in den 1970er Jahren davon aus, dass
Frauen* und Männern* unterschiedliche Einstellungen zu sozialen Kontakten
besitzen (z. B. Miller 1976), ohne dass bis dahin Netzwerkstudien mit großen
Stichproben vorlagen10, die diese These unterstützten. Erst in den 1980er Jah-
ren kam es vermehrt zu quantitativen wie qualitativen Forschungsarbeiten mit
einer expliziten Genderausrichtung, und Geschlecht gewann auch in der Netz-
werkforschung immer mehr an Bedeutung. So ist Geschlecht mittlerweile eine
Ungleichheitsvariable, die im Vergleich zu den meisten anderen hier im Band
dargebotenen Merkmalen sehr gut untersucht ist. Aufgrund der großen Anzahl an
Studien und auch weil Geschlecht innerhalb der quantitativen Netzwerkforschung
häufig als eine Kontrollvariable herangezogen wird, kann die vorliegende Auf-
zählung nicht repräsentativ sein, sondern lediglich einen kurzen Ausschnitt der
Forschung wiedergeben und auf empirische Herangehensweisen und Lücken hin-
weisen. Dabei ist einschränkend anzumerken, dass die Suche nach Unterschieden
bis heute primär auf einem binären Differenzschema von Mann*/Junge* vs.
Frau*/Mädchen* basiert und dadurch Geschlechtsidentitäten wie z. B. transgen-
der oder queer bisher kaum berücksichtigt werden.
2.1 Soziale Netzwerke und Lebensalter
Geschlecht, so die Freundschafts- und Schulforschung, ist für Freundschafts-
bildungen eine wichtige Variable. Schon für Vorschulkinder können Martin
et al. (2013) zeigen, dass die Wahl der Spielpartner*innen überproportional
auf gleichgeschlechtliche Kinder fällt. Auch bezüglich der Netzwerke von
10Einer der ersten Netzwerkforschungen zu Geschlecht ist die qualitative ethnographische
Studie von Bott (1957). Sie untersuchte inwieweit häusliche Arbeitsteilung in Beziehungen
von Männern* und Frauen* und deren soziale Netzwerke zusammenhängen. Sie stellte
fest, dass nicht etwa Schichtzugehörigkeit oder das Wohngebiet, sondern vielmehr die
Unterschiede in den persönlichen Netzwerken einen Effekt auf die traditionelle oder
gemeinsame Arbeitsteilung innerhalb der 20 untersuchten Paarbeziehungen hatten.
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369