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285Geschlecht
und gesundheitliche Ungleichheiten …
jungen Heranwachsenden (McPherson et al. 2001) und in den ersten Jahren der
Sekundarschule (Lubbers und Snijders 2007) zeigt sich noch eine sehr starke
Trennung zwischen den Geschlechtern (hohe Gender-Homophilie), welche in den
Jahren zwar abnimmt, aber dennoch erhalten bleibt. Mit dem Älterwerden lösen
sich diese homogenen Netzwerke langsam auf und es bilden sich geschlechts-
heterogenere Gruppen heraus (Feiring 1999). Studien von Lubbers und Snijders
(2007) zeigen ferner einen geringen Anteil an Liebesbeziehungen oder Sexual-
beziehungen in der Sekundarstufe, während diese in der High-School (Bearman
et al. 2004) stärker ausgeprägt sind. In beiden Studien sind diese Sexual- oder
auch Beziehungsnetzwerke vornehmlich heterosexuell geprägt und erhöhen damit
den Anteil gegengeschlechtlicher Alteri im Netzwerk.
Für ältere Menschen, und hier beispielhaft in den Familiennetzwerken älterer
Mexikaner*innen, zeigen sich in der Studie von Fuller-Iglesias und Antonucci
(2016) keine Geschlechterunterschiede (Nähe, Anteile im Netzwerk). Gegensätz-
lich dazu finden Schwartz und Litwin (2018) anhand des europaweiten Längs-
schnittsurvey „Health, Ageing, and Retirement in Europe“ (n = 13,938) für über
65-Jährige vor allem für Frauen* eine Zunahme an Netzwerkbeziehungen über
die Zeit, die parallel dazu weniger in Familiennetzwerken involviert sind.
2.2 Lebenszyklus und die Zusammensetzung der
sozialen Netzwerke
Hinsichtlich des Lebenszyklus zeichnen unterschiedliche Forschungsergebnisse
folgendes Bild. In der Studie von Fischer und Oliker aus dem Jahr 1983 finden
sich einige wenige Unterschiede zwischen den Geschlechtern nach der Jugend-
phase. So sind Frauen* mehr mit Verwandten in Kontakt, während Männer* mehr
Mitarbeiter*innen und Kolleg*innen als Netzwerkpartner*innen benennen. Ein
größerer Zusammenhang wird hinsichtlich der Lebenszyklusphasen deutlich. Bei
einer frühen Heirat und Elternschaft schrumpfen die Freundschaftsnetzwerke bei
Frauen* im Vergleich zu den Männern* stärker. Nach der Geburt verkleinern sich
diese im Vergleich zu den Frauen* vor allem bei den Männern*. „Further evi-
dence suggests that this interaction effect can be explained by both structural and
dispositional factors, the former working to reduce women’s friendships relative
to men’s in the earlier period and the latter expanding their friendships later on“
(ebd., S. 132). Hierbei stellten Munch et al. (1997) fest, dass gesellschaftliche
Normen hinsichtlich der Kindererziehung in westlichen Ländern Auswirkungen
auf die Netzwerkstrukturen haben. Während die Geburt eines Kindes keinen sta-
tistisch signifikanten Einfluss auf die Größe des Netzwerks der Männer* hatte,
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369