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292 M. Gamper et al.
Mortalitätsrisiko (all-cause mortality) verbunden war. Ein weiterer theoretisch
sehr bedeutsamer Befund der Studie ist der für Frauen* positive Zusammenhang
zwischen der Kontakthäufigkeit mit Freund*innen und einem niedrigeren Sterb-
lichkeitsrisiko. Auf negative Effekte des Sozialkapitals weisen auch Kawachi und
Berkman (2001) hin. Demnach werden Frauen* durch ihr soziales Engagement
mental stärker belastet und zeigen entsprechende Krankheitssymptome, wenn
Personen mit denen sie verbunden sind, (gesundheitliche) Probleme bekommen.
Daran anschließend berichten Sarason et al. (1997) und Antonucci et al. (1998),
dass Frauen* stärker in soziale Beziehungen eingebunden sind und insbesondere,
wenn sie über größere Netzwerke verfügen und viele enge Beziehungen pflegen,
eher Stress und negative Effekte auf die allgemeine Lebenszufriedenheit erleben.
Walen und Lachman (2000) zufolge mag dies daran liegen, dass Frauen*, die
stärker in soziale Beziehungen eingebettet sind, auch eher negativen Ereignissen
in ihrem sozialen Umfeld ausgesetzt sind (z. B. eine*n Freund*in bei Verlust
einer geliebten Person unterstützen). Sie nehmen eher Hilfebedürfnisse anderer
wahr, reagieren darauf und fungieren als Unterstützerinnen* in Krisen (Hobfoll
und Vaux 1993; Nestmann und Schmerl 1992). Generell steht das Wohlbefinden
der befragten Frauen* mehr mit positiven und negativen Aspekten der Ehe- und
Freundschaftsbeziehungen in Verbindung als bei Männern* (Antonucci et al.
2001).
3.2 Netzwerke und Geschlechterunterschiede mit Blick
auf die Gesundheit
Über diese Forschung zu sozialem Kapital hinausgehend, gibt es auch einige
Studien, in denen eine dezidierte Netzwerkperspektive im Mittelpunkt steht und
Geschlechterunterschiede eine wichtige oder zentrale Rolle einnehmen. Diese
konzentrieren sich oft auf bestimmte Lebensphasen und dort insbesondere auf
die netzwerkanalytisch schon vergleichsweise gut erforschte Jugendphase (siehe
dazu auch den Beitrag: „Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche
Ungleichheiten im Jugendalter“) sowie auf die Phase des höheren Alters (siehe
dazu auch den Beitrag: „Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
im Alter“). Im Folgenden sollen einige neuere Befunde aus diesen Forschungs-
bereichen vorgestellt werden.
Ein wichtiges Thema im Jugendalter ist das Risikoverhalten, wie z. B. Tabak-
oder Alkoholkonsum. Hier finden sich sowohl Querschnitt- als auch Längs-
schnittstudien, die Geschlechterunterschiede beleuchten und sich dabei v. a.
auf Netzwerke in Schulklassen fokussieren. Die Netzwerkforschung kann hier
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369