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295Geschlecht
und gesundheitliche Ungleichheiten …
Weitere Studien untersuchen sehr spezifische Netzwerkparameter und können
zeigen, dass gleiche Netzwerkparameter für Mädchen* und Jungen* auf völlig
unterschiedliche Weise mit depressiven Erkrankungen in Verbindung stehen. So
leiden Jungen* eher an depressiven Erkrankungen, wenn sie Angst vor negativen
Bewertungen durch ihre Peers erhalten und eine geringere Popularität in ihrem
Netzwerk haben. Für Mädchen*, die Angst vor negativen Bewertungen haben,
trifft dies eher zu, wenn sie eine hohe Popularität in ihren Netzwerken aufweisen
(Kornienko und Santos 2014). Eine Studie von Falci und McNeely (2009) unter-
sucht die Größe und Dichte von Netzwerken und zeigt, dass Mädchen*, wenn sie
in sehr große, fragmentierte Netzwerke (d. h., nur wenige Netzwerkmitglieder
kennen einander) eingebunden sind, eher von depressiven Symptomen betroffen
sind als Mädchen*, die zwar in große aber kohäsive Netzwerke eingebunden
sind. Bei Jungen* hingegen sind die Zusammenhänge genau umgekehrt: Sind sie
in große und wenig kohäsive Netzwerke eingebunden, so sind sie weniger von
depressiven Symptomen betroffen als Jungen*, die in große und kohäsive Netz-
werke eingebettet sind.
Netzwerkstudien findet man auch in der Phase des hohen Alters. Eine Studie
über ältere Menschen (über 60 Jahre) in den USA untersucht die Auswirkungen
von unterschiedlichen idealtypischen Netzwerken (diverses Netzwerk, Netzwerk
mit hohem gesellschaftlichem Engagement, Netzwerk mit geringem gesellschaft-
lichem Engagement und eingeschränkte Netzwerk) auf das Wohlbefinden. Män-
ner*, die in eingeschränkte Netzwerke eingebunden sind, zeigen ein besonders
niedriges Wohlbefinden. Im Allgemeinen bewerten Frauen*, in unterschiedlichen
Netzwerktypen, ihre Gesundheit viel besser als Männer* (Fiori und Fuller 2017).
Ein wichtiges gesundheitsrelevantes Thema im höheren Alter ist auch der bio-
grafische Übergang der Verwitwung. Der Tod des*/der Partner*in kann negative
Einflüsse auf die psychische Gesundheit haben und etwa zu depressiven Symp-
tomen führen. Die Netzwerkmechanismen soziale Unterstützung, soziales Enga-
gement und soziale Integration werden in diesem Zusammenhang als Faktoren
genannt, die o. g. Symptome lindern und einen positiven Einfluss auf Gesundheit
haben (vgl. den Beitrag: Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleich-
heiten im Alter). Es gibt in diesem Zusammenhang einige Hinweise auf rele-
vante geschlechtsspezifische Unterschiede (vgl. Monserud und Wong 2015):
Ältere Männer* verlassen sich eher auf ihre Frauen*, wenn es um emotionale
Unterstützung, die Haushaltsführung und das Pflegen sozialer Kontakte geht
(siehe auch Lee et al. 2001; Umberson et al. 1992) und Frauen* befinden sich
eher in ökonomischer Abhängigkeit von ihrem Mann* und können daher bei Ver-
witwung finanziellem Stress ausgesetzt sein (Arber 2004; Umberson et al. 1992).
Zudem steht ausschließlich bei älteren Frauen* eine als gering wahrgenommene
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369