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312 G. Krug et al.
als Mediator und in Abschn. 3.2 die Forschung zur Rolle als Moderator
zusammenfasst. Abschn. 4 schließt mit einer Zusammenfassung und Bewertung
des Forschungsstandes.
2 Arbeitslosigkeit und Gesundheit
Der negative Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit wurde
vielfach belegt. Gewöhnlich wird der These der Verursachung gesundheit-
licher Probleme durch Arbeitslosigkeit die These der Selektion von Personen mit
schlechterer Gesundheit entgegengesetzt. Der Großteil der Literatur geht allerdings
von der Verursachungsthese aus (Kroll et al. 2016; Brand 2015; Wanberg 2012).
In ihrer Metaanalyse berichten Paul und Moser (2009), dass sich die meisten
Forschungsarbeiten zum Thema Arbeitslosigkeit und Gesundheit mit den Aus-
wirkungen auf mentale oder allgemeine Gesundheit befassen. Physische Gesund-
heit spielt hier eher eine untergeordnete Rolle. Dies gilt auch noch, wenn man
sich auf Analysen mit explizit kausalanalytischem Design beschränkt.
Cygan-Rehm et al. (2017) berichten negative Effekte auf die mentale Gesund-
heit bei den Befragten in den USA, Großbritannien, Australien und Deutschland.
Die Ergebnisse von Mandemakers und Monden (2013) zeigen zudem, dass der
negative Effekt auf die mentale Gesundheit vom Bildungsniveau abhängt. Dabei
leiden höher gebildete Arbeitslose weniger unter Gesundheitseinbußen, da ihre
Aussichten auf Wiederbeschäftigung besser sind. Zwar berichten Mandemakers
und Monden (2013) von einem negativen Gesundheitstrend vor der Arbeitslosig-
keit, interpretieren diese aber nicht als Beleg für Gesundheitsselektion, sondern
als negative Folgen der Antizipation von Arbeitslosigkeit. Auch Young (2012)
kann negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit für die USA aufzeigen.
Diese lassen sich weder durch den arbeitslosigkeitsbedingten Einkommensverlust
noch durch die (nicht) Verfügbarkeit einer Krankenversicherung erklären. Zudem
kehrt der Gesundheitszustand, gemessen anhand einer Depressionsskala, auch
nach erneuter Erwerbsaufnahme nicht auf das Niveau vor der Arbeitslosigkeit
zurück.
Für Italien können Minelli et al. (2014) dagegen keine kausale Arbeits-
losigkeitseffekte finden. Sie beziehen sich jedoch auf die selbsteingeschätzte
Gesundheit. Bezogen auf Finnland finden Böckerman und Ilmakunnas (2009)
ebenfalls keine kausalen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die selbstein-
geschätzte Gesundheit, sie zeigen aber, dass Personen, die irgendwann arbeits-
los werden, bereits vorher einen schlechteren Gesundheitszustand aufwiesen. Sie
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369