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313Arbeitslosigkeit,
soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
interpretieren dies als Beleg für die These der direkten Selektion. Tøge und Ble-
kesaune (2015) berichten hingegen einen starken negativen kausalen Effekt der
Arbeitslosigkeit auf die selbsteingeschätzte Gesundheit in 28 Staaten der EU, der
mit der Dauer der Arbeitslosigkeit zunimmt. Da sie jedoch keine gleichzeitigen
negativen Gesundheitstrends vor Eintritt in Arbeitslosigkeit finden, schließen sie
die Selektionsthese aus. Nach Pearlman (2015) beeinflusst Arbeitslosigkeit in
Folge von Firmenschließung selbsteingeschätzte Gesundheit negativ, während
Arbeitslosigkeit aus anderen Gründen die Gesundheit nicht beeinflusst. Gebel und
Voßemer (2014) finden zwar statistisch negative Auswirkungen auf die Lebens-
zufriedenheit, aber keine Effekte auf die Gesundheitszufriedenheit der Befragten
in Deutschland. Sie interpretieren ihre Ergebnisse als Beleg für negative Kausal-
effekte auf die psychische und nicht auf die physische Gesundheit. Dem ent-
gegenstehend findet Schmitz (2011) zunächst negative gesundheitliche Folgen
der Arbeitslosigkeit auf Gesundheitszufriedenheit, mentale Gesundheit und
Krankenhausaufenthalte, aber nicht für Arbeitslose, die ihre Arbeit aufgrund einer
Betriebsschließung verloren haben. Da diese Gruppe von Arbeitslosen im Gegen-
satz zu den anderen Arbeitslosen keine gesundheitlichen Auswirkungen zeigt,
deutet dies für den Autor auf reine Selektion krank gewordener Beschäftigter in
die Arbeitslosigkeit hin und nicht auf negative Gesundheitseffekte der Arbeits-
losigkeit selbst. Zu ähnlichen Ergebnisse kommt auch Salm (2009) für die USA.
Er findet für durch Betriebsschließungen arbeitslos gewordene Arbeitnehmer
keine Auswirkungen auf die physische oder mentale Gesundheit und schließt dar-
aus gegen das Vorliegen kausaler Effekte der Arbeitslosigkeit.
Auf Basis von norwegischen Daten können Black et al. (2012) physische
Gesundheit, hier Koronarerkrankungen, herausarbeiten. Korpi (2001) analysiert
schwedische Daten und berichtet unter Verwendung kausalanalytischer Verfahren
zwar keine Auswirkungen der aktuellen Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit,
wohl aber negative Auswirkungen der vergangenen Arbeitslosigkeitsdauer. In
einer weiteren Analyse, die jedoch keine Kontrolle unbeobachteter Drittvariablen
ermöglicht, kann der Autor einen Zusammenhang zwischen schlechter Gesund-
heit und dem erhöhten Risiko, arbeitslos zu werden, finden. Damit bestätigt er
nach eigener Aussage sowohl die Kausations- als auch die Selektionsthese.
Weitere Arbeiten befassen sich mit Gesundheitsverhalten, welches sich
letztendlich auf die physische Gesundheit auswirken kann. Marcus (2014)
findet signifikante positive Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf den Zigaretten-
konsum und den Body-Mass-Index in Deutschland. Dem widersprechen jedoch
die Analysen von Schunck und Rogge (2012), die ebenfalls die Auswirkungen der
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369