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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung
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320 G. Krug et al. social norms”) charakterisiert. Arbeitslosigkeit bildet in den Netzwerken der Teilnehmenden eher die Regel als die Ausnahme. Zwar bieten die so erforschten Beziehungsstrukturen Identifikationsmöglichkeiten und praktische Hilfe und haben somit eine Pufferfunktion für negative (psychische) Folgen von Langzeit- arbeitslosigkeit, gleichzeitig wurden die Befragten in ihren Netzwerken jedoch eher zum Rauchen ermuntert, als beim Aufhören unterstützt. Mit Blick auf verfügbare Quellen sozialer Unterstützung zeigt sich, dass soziale Netzwerke eine der ersten und wichtigsten Anlaufstellen bieten, um negative Fol- gen der Arbeitslosigkeit abzumildern, meist durch praktische Hilfen in Notfällen (z. B. Übernahme von ärztlichen Behandlungskosten durch Angehörige) sowie emotionalen Rückhalt (Edin und Lein 1997; Hill und Kauf 2001). Heflin et al. (2011) untersuchen die Bewältigung von Notlagen in Familien mit geringem Einkommen auf Basis von qualitativen Interviews mit 50 Frauen aus den USA und stellen fest, dass Kosten für medizinische Notfälle in Ermangelung von staatlichen Hilfen und bereits ausgeschöpften individuellen Strategien (andere, weniger wichtige Rechnungen nicht zahlen, Schulden anhäufen etc.) insbesondere durch den Rückgriff auf soziale Netzwerke bewältigt werden. So können die Notlagen manchmal durch die finanziellen Ressourcen aus dem Netzwerk abgemildert werden. Die Hilfe bleibt jedoch unsicher und häufig auch uneffektiv und wenig nachhaltig. Noch weniger sind Netzwerke geeignet, kontinuierliche Bedarfe abzudecken. Die Folge sind Gesundheitsrisiken durch Verzicht auf Medikamente und Behandlungen wie z. B. Schmerzmittel, Kontra- zeptiva und Asthmamittel oder Behandlungen beim Haus- oder Zahnarzt. Hill und Kauf (2001) beschreiben sehr detaillierte Mechanismen der Inanspruchnahme sozialer Unterstützung auf Basis einer Analyse von 16 unstrukturierten qualitati- ven Einzelinterviews mit erwerbstätigen und erwerbslosen Müttern, die in Haus- halten mit sehr geringem Einkommen (unter 500 $) in städtischen und ländlichen Regionen von Iowa (USA) leben. Viele der befragten Frauen leihen sich nur sehr ungern Geld. Wesentlich beliebter sind hingegen informelle Arbeitsgelegen- heiten wie z. B. Babysitting für Verwandte, Freunde und Nachbarn. Soziale Unterstützung erscheint in der Analyse als wichtige Ressource im Netzwerk. Ins- besondere aus dem Kreis der Familie werden von fast allen interviewten Müttern kleinere Geldgeschenke, Kleidung und Spielsachen für die Kinder oder Lebens- mittel bezogen. Soziale Unterstützung von Nachbarinnen und Nachbarn sowie Freundinnen und Freunden erscheint seltener materiell als alltagspraktisch, z. B. in Form von Kinderbetreuung, Transport und Weitergabe von Kinderbekleidung. Soziale Unterstützung aus dem alltäglichen Beziehungsnetzwerk wird häufiger in Anspruch genommen als institutionelle Angebote. Dennoch ist diese Form der Unterstützung häufig nur in geringem Maße verfügbar, da die Netzwerkpartner
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten Eine neue Perspektive für die Forschung
Titel
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Untertitel
Eine neue Perspektive für die Forschung
Autoren
Andreas Klärner
Markus Gamper
Sylvia Keim-Klärner
Irene Moor
Holger von der Lippe
Herausgeber
Nico Vonneilich
Verlag
Springer VS
Ort
Wiesbaden
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-658-21659-7
Abmessungen
14.5 x 21.0 cm
Seiten
436
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
  2. Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
  3. Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
  4. Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
  5. Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
  6. Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
  7. Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
  8. Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
  9. Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
  10. Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
  11. Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
  12. Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
  13. Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
  14. Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
  15. Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
  16. Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369
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