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321Arbeitslosigkeit,
soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
oft ebenfalls nur über beschränkte Ressourcen verfügen. Darüber hinaus reduziert
sich das Ausmaß der aus dem Netzwerk empfangenen Unterstützung dadurch,
dass sie oft nicht abgerufen wird, um sich ein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu
bewahren und nicht zu abhängig von dieser eher unzuverlässigen Form der Unter-
stützung zu werden. Premji und Shakya (2017) zeigen auf Basis von 30 Inter-
views mit Migrantinnen, dass soziale Isolation einen zentralen Mechanismus
gesundheitlicher Beeinträchtigung durch Arbeitslosigkeit darstellt, neben inten-
sivierten Suchbemühungen und verstärkten Haushalts- und Erziehungsaufgaben.
Zusätzlich verweisen sie darauf, dass Arbeitslose mit höherer Wahrscheinlich-
keit auf Stellen mit geringer Beschäftigungsqualität wieder in den Arbeitsmarkt
zurückfinden.
Wie bereits im Fall der Mediatoreffekte sozialer Netzwerke existieren auch
nur wenige quantitative Studien, die sich explizit den Moderatoreffekten sozialer
Netzwerke im Fall der Arbeitslosigkeit widmen.
Atkinson et al. (1986) berichten, dass der negative Einfluss von Arbeitslosig-
keit auf die psychische Gesundheit durch familiäre Unterstützung abgemildert
wird. Für Netzwerkgröße und Kontakthäufigkeit liefern sie keine entsprechenden
Analysen. Sie betonen aber die höhere Relevanz der Analyse außerfamiliärer
Netzwerke, da im Bereich der Kernfamilie die gleichzeitige Betroffenheit von
Arbeitslosigkeit die Frage nach der Unterstützungsfunktion hinfällig macht.
Gore (1978) untersucht bei 100 Männern aus zwei Firmenschließungen, wie
deren Gesundheitsentwicklung mit sozialer Unterstützung zusammenhängt.
Diejenigen, die laut eigener Angaben auf soziale Unterstützung zurückgreifen
konnten, wiesen mit geringerer Wahrscheinlichkeit Symptome physischer
Krankheiten auf als andere Arbeitslose. Axelsson und Ejlertsson (2002) ver-
gleichen in einer Querschnittsstudie die mentale Gesundheit bei arbeitslosen und
erwerbstätigen jungen Erwachsenen. Dabei hängt Arbeitslosigkeit negativ mit
der Gesundheit zusammen, wobei dieser Zusammenhang durch soziale Unter-
stützung abgeschwächt wird. Schwarzer et al. (1994) untersuchen mehr als 200
Übersiedler von Ost- nach Westdeutschland. Sie zeigen, dass diejenigen, die auf
soziale Unterstützung zurückgreifen konnten, weniger körperliche Beschwerden
aufwiesen. Dabei verweisen sie aber auch auf die negative Auswirkung von
Krankheit auf die Verfügbarkeit sozialer Unterstützung. Die Studie von Milner
et al. (2016) ist die einzige uns bekannte, die auf Basis einer Bevölkerungsstich-
probe und mithilfe kausalanalytischer Methoden den Moderatoreffekt untersucht.
Im Fokus steht die Auswirkung sozialer Unterstützung auf die mentale Gesund-
heit. Die Autoren verwenden die Panelstudie Household, Income and Labour
Dynamics in Australia (HILDA) und bestätigen in Fixed-Effects-Analysen
den Moderatoreffekt. Soziale Unterstützung wird anhand eines aus zehn
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369