Seite - 354 - in Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung
Bild der Seite - 354 -
Text der Seite - 354 -
354 S. Zapfel et al.
Bewerbersuche benötigt werden (Hinz und Abraham 2008, S. 51 ff.). Netzwerke
übernähmen in diesen Zusammenhang die Funktion, bestehende Informations-
lücken informell zu schließen. Da sich aber Zugang und Qualität der Netzwerke
voneinander unterschieden, seien die Möglichkeiten hierfür ungleich verteilt. Die
Beschäftigungschancen und Karriereaussichten gestalteten sich umso besser, je
größer und heterogener die Netzwerke etwa im Hinblick auf Berufszugehörig-
keiten oder den sozialen Status seien (Diewald und Sattler 2010; Granovetter
1995, S. 12 ff.). Mit Größe und divergenter Zusammensetzung steige die ver-
fügbare Informationsvielfalt, jedoch nehme gleichzeitig die Zahl schwacher
sozialer Bindungen im Netzwerk zu; schwache Bindungen kämen dem arbeits-
marktbezogenen Informationsgehalt zugute, enge Bindungen begünstigten hin-
gegen Unterstützungsmöglichkeiten bei der Alltagsbewältigung und Coping
(Potts 2005).
Nun stehen Gesundheit, Erwerbsarbeit, Behinderung, gesellschaftliche Teil-
habe sowie die Verfügbarkeit und Einbindung in Netzwerke miteinander in
engem Zusammenhang (Niehaus 1993). Da Menschen mit Behinderung in der
Regel kleinere Netzwerke mit größerer Dichte aufweisen und seltener als in
anderen Gruppen neue Kontakte dazukommen, bieten ihnen ihre vorhandenen
Beziehungen weniger Gelegenheiten zur (Re-)Integration ins Erwerbssys-
tem. Hinzu kommt im Falle einer im Lebenslauf auftretenden Behinderung
bei gleichzeitigem Arbeitsplatzverlust, dass bestehende Kontakte ins Arbeits-
leben verloren gehen und damit wichtige Informations- und Unterstützungs-
kanäle entfallen, die den Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt erleichtern könnten.
Informelle Beziehungen helfen demnach Menschen mit Behinderung insgesamt
in geringerem Umfang beim Arbeitsmarktzugang und Karrierewegen als es bei
nicht-behinderten Menschen der Fall ist. Anders gestaltet sich die Situation bei
institutionellen Beziehungen und Netzwerken.
4.2 Institutionelle Beziehungen zur Förderung der
Teilhabe am Arbeitsleben
Institutionelle Netzwerke und Beziehungen von und für Menschen mit
Behinderung sind in Deutschland vielfältig und wurden zum Teil bewusst ein-
gerichtet, um behinderte Menschen bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt
zu unterstützen. Andere wurden zu nicht-arbeitsbezogenen Zwecken geschaffen,
helfen dem Personenkreis aber nichtsdestoweniger, Zugang ins Erwerbs-
leben zu finden oder bestehende Beschäftigungsverhältnisse zu stabilisieren.
zurück zum
Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369