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356 S. Zapfel et al.
Allerdings wirken Behindertenorganisationen in zweierlei Weise selektiv
(Bengtsson und Datta Gupta 2017): Zum einen sind sie häufig auf bestimmte
Gruppen von Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen aus-
gerichtet, zum anderen sind es vorzugsweise höher gebildete Menschen mit
Behinderung, die in diesen Verbänden organisiert sind und Zugang zu Informa-
tionen und Hilfen erhalten. So wichtig die Behindertenorganisationen also für
die Gestaltung der Sozialpolitik und den Beschäftigungszugang in der Bundes-
republik auch sind, ihr Wirkungsradius sollte in einer objektiven Analyse nicht
überschätzt werden.
4.2.2 Schwerbehindertenvertretung (SBV)
Die SBV ist eine gewählte Interessenvertretung der schwerbehinderten und
ihnen gleichgestellten Menschen in Betrieben der Privatwirtschaft und Ver-
waltungen des öffentlichen Dienstes und in Deutschland fester Bestandteil des
betrieblich-formalen Struktur- und Beziehungsgefüges. Sie hat Einfluss auf die
betriebliche Beschäftigungskontinuität behinderter Menschen und deren soziale
Einbettung in diesen Organisationen. Die Grundlagen der SBV-Arbeit sind in §§
178 ff. SGB IX verankert und legen konkrete Rechte und Pflichten im Betriebs-
geschehen fest. Die SBV ist auch für die Unterstützung von Beschäftigten
zuständig, die nicht schwerbehindert, jedoch von Behinderung bedroht sind, etwa
chronisch kranke Personen.
Die SBV unterstützt mit ihrer Expertise auf dem Gebiet betrieblicher Teilhabe
bei Behinderung und chronischer Erkrankung den Betriebsrat und den Arbeit-
geber bei Fragen der (Wieder-)Eingliederung. Sie hat durch ihre umfangreichen
sozialrechtlichen Kenntnisse, die Bereitstellung vertrauensvoller Ansprech-
partner, die Übernahme koordinierender Vermittlungsaufgaben und die pro-
aktive Anbahnung betrieblicher Gesundheitsmaßnahmen eine Lotsenfunktion
bei Fragen der betrieblichen Inklusion und Prävention (Kohl und Niehaus 2014).
Informell trägt sie dazu bei, mögliche Arbeitgebervorbehalte bei der Einstellung
behinderter Menschen (Verdacht auf verminderte Leistungsfähigkeit, auf Mobili-
täts- und Flexibilitätseinschränkungen u. Ä.) abzubauen.
Die SBV fördert durch persönliche Beratung und Belegschaftsnähe auch
das Vertrauensverhältnis zwischen den verschiedenen Akteuren im Betrieb
(behinderte und chronisch kranke Menschen, Betriebsrat, Arbeitgeber, Betriebs-
arzt) (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. [DGUV] 2014). Ver-
netzung, Kooperation und Vertrauen zwischen den genannten Akteuren und zu
den zuständigen Sozialversicherungsträgern sind zentrale Voraussetzungen für
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369