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371Migration
als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? …
der Heterogenität der Gruppe die Operationalisierung in Studien. Zum einen ist
unklar, welche Kriterien – Nationalität, Muttersprache, Ethnie der Großeltern,
Geburtsort, Migrationsort sowie Migrationsregime etc. – zur Bestimmung „der
Migrant_innen“ herangezogen werden, was die Vergleichbarkeit der Studien
erschwert (Kirkcaldy et al. 2006), zum anderen ist die Gruppe der Menschen mit
Migrationsgeschichte bezogen auf andere Differenzlinien, wie soziales Milieu,
Geschlecht, aber auch Herkunftsland, Migrationsgrund und -zeitpunkt in sich
sehr heterogen, womit die gesundheitliche Situation der sogenannten Migrant_
innen sehr unterschiedlich und nicht verallgemeinernd beschreibbar ist (Knipper
und Bilgin 2009; Spallek und Razum 2016).
1.1 Gesundheit von Migrant_innen –
Studienergebnisse2
Vor dem Hintergrund der erwähnten Operationalisierungs- und Erfassungs-
probleme, möchten wir eingangs Studien über den Zusammenhang von Migra-
tion und Gesundheit vorstellen. Einige dieser Ergebnisse fassen wir im Folgenden
schlaglichtartig zusammen.
1.1.1 Subjektiver Gesundheitszustand von Migrant_innen
Erfasst werden hier Selbstangaben zur subjektiven Gesundheit: die Einschätzung
des Wohlbefindens, der Funktionsfähigkeit und der Anfälligkeit für Krankheiten
(Stenzel 2016). Nach Elkeles und Seifert (1996) finden sich in einer allgemeinen
Gegenüberstellung keine erheblichen Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit
und ohne sogenannten Migrationshintergrund. Erst bei einem nach sozialen Merk-
malen differenzierten Blick zeigen sich innerhalb der Gruppe der Arbeitslosen
diesbezügliche Unterschiede in der Gesundheitszufriedenheit. So bewerten arbeits-
lose Migrant_innen ihre Gesundheitszufriedenheit negativer als die deutsche Ver-
gleichsgruppe. Zudem nimmt die Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit mit
steigendem Alter bei ‚Deutschen‘ wie Zuwanderer_innen ab, wobei für türkische
2Zum Gesundheitsverhalten von Migrant_innen finden sich laut Stenzel (2016) nur
wenige Studien. Bekannt ist häufigeres Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen mit
sogenanntem Migrationshintergrund, das sich auch im Erwachsenenalter fortsetzt und das
Risiko für Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Typ-2-Diabetes und orthopädische
Erkrankungen erhöht. Bezüglich des Alkohol- und Drogenkonsums kann nicht von einem
generell höheren oder niedrigeren Konsum bei Migrant_innen gesprochen werden (vgl. für
differenziertere Ergebnisse Kirkcaldy et al. 2006; Razum et al. 2011).
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369