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372 A. Kupfer und M. Gamper
Zuwanderer und Zuwanderinnen die Abnahme stärker ausgeprägt ist als bei ‚Deut-
schen‘ und Zuwanderer_innen aus anderen Herkunftsländern (Razum et al. 2011).
Neben Alter und Geschlecht beeinflussen auch sozioökonomische Faktoren wie
Bildungsstatus, Einkommen und Beschäftigungsstatus die Zufriedenheit mit der
eigenen Gesundheit. Inwieweit sich für Migrant_innen der sozioökonomischen
Status auf den subjektiven Gesundheitszustand auswirkt, bleibt aufgrund der
heterogenen Studienlage dazu allerdings unklar (Stenzel 2016).
1.1.2 Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit durch
Migration, psychosomatische und psychiatrische
Erkrankungen
Bei selbst berichteten psychischen Erkrankungen fanden sich keine Unter-
schiede zwischen Migrant_innen und ‚Einheimischen‘. Innerhalb des Bundes-
gesundheitssurvey berichteten jedoch geschlechtsspezifisch Migrantinnen
bezüglich ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität einen schlechteren Gesund-
heitszustand und hatten ein schlechteres psychisches Wohlbefinden als ‚deutsche‘
Frauen (Kirkcaldy et al. 2006). Laut Kirkcaldy und Kolleg_innen (ebd.) sind
psychosomatische und psychische Störungen bei Menschen mit sogenanntem
Migrationshintergrund im Durchschnitt häufiger zu finden als in der übrigen
Bevölkerung. Die Trennung von der Familie, schwierige Lebensumstände im
Gastland (Erfahrungen mangelnder sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Teil-
habe, Identitätskonflikte etc.) sowie die Anpassung an neue gesellschaftliche und
kulturelle Situationen bei geringer oder fehlender wirtschaftlicher und recht-
licher Absicherung aber auch Diskriminierungserfahrungen können direkte Aus-
wirkungen auf die psychische aber auch physische Gesundheit haben.
Zu den psychischen Störungen, die häufig in Verbindung mit Migration auf-
treten, zählen Depressionen, psychosomatische Beschwerden, Somatisierung
und posttraumatische Belastungen (Kirkcaldy et al. 2006). Im deutschsprachigen
Raum liegen jedoch kaum epidemiologische Untersuchungen zur psychischen
Belastung unterschiedlicher Migrant_innengruppen vor (ebd.). Nach Knipper
und Bilgin (2009) ist die Häufigkeit psychischer Erkrankungen bei Menschen mit
sogenanntem Migrationshintergrund schwer zu quantifizieren und die Studienlage
unbefriedigend. Bekannt ist der starke Einfluss von traumatischen Ereignissen,
wie Folter und Kriegserfahrungen, die in besonderer Weise gesundheitsbelastend
sein können und vor allem beim Fortdauern der instabilen Lebenssituation in der
posttraumatischen Phase (langwierige Asylverfahren etc.) massive Gesundheits-
gefährdungen und Traumatisierung nach sich ziehen können (Sting 2010; Kuta-
lek 2009). So leiden besonders Asylsuchende häufig an psychischen Störungen
(posttraumatische Belastungsstörung) (Kirkcaldy et al. 2006; BPtK 2015). Jedoch
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369