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390 A. Kupfer und M. Gamper
4.2 Desiderata zu Migration und sozialen Netzwerken
Wie die in Abschn. 2 vorgestellten Studien zeigen konnten, spielen soziale
Beziehungen eine große Rolle bezüglich des Migrationsprozesses. Es muss
jedoch gleichzeitig darauf hingewiesen werden, dass viele dieser Forschungen
zum Teil zwar Beziehungen untersuchen, eine tiefe strukturelle Analyse (z. B.
ERGMs) jedoch meist nicht stattfindet. Hier könnten signifikante Zusammen-
hänge zwischen persönlichen Attributen (z. B. Alter, Migrationshintergrund) und
relationale Aspekte (z. B. Dichte) eruiert werden. Es werden z. B. Maßzahlen
wie Größe des Netzwerkes und Netzwerkrollen (z. B. Familie, Freund_innen)
als Variablen verwendet, darüber hinaus reichen die Analysen allerdings kaum.
Ferner wird der Begriff des Netzwerkes häufig als Synonym für Gruppe, Sozial-
kapital oder auch soziale Unterstützung angewandt. Die wenigen Netzwerk-
studien die existieren, sind der egozentrierten Netzwerkanalyse zuzuordnen und
fokussieren hauptsächlich auf die Aspekte der sozialen Integration bzw. Assimi-
lation von Migrant_innen in der „Aufnahmegesellschaft“. Negative Beziehungen
(siehe Kap. „Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten“)
wie beispielsweise rassistische Überbergriffe oder Anfeindungen sind bisher
ein Desiderat. Auch Studien über Netzwerke in der Transit-Situation finden sich
kaum.
4.3 Desiderata zu Gesundheit, Migration und sozialen
Netzwerken
Forschungen, die die Faktoren Gesundheit, Netzwerke und Migration ver-
binden, liegen kaum vor. Die wenigen international vorhandenen beziehen sich
– vorrangig im Krankheitsfall (Transplantatempfänger_innen, Krebserkrankung,
Gesundheitsprobleme allgemein) – auf das Gesundheitsverhalten, die Gesund-
heit und die Inanspruchnahme von Gesundheitsversorgung sowie die Unter-
stützung von Netzwerken. Vereinzelt finden sich auch Studien mit präventivem
Fokus auf Lebensqualität, Stressbewältigungsmechanismen oder den Umgang
mit besonderen Lebenssituationen, wie beispielsweise Schwangerschaft. Soziale
Netzwerke stellen dabei fast ausschließlich die unabhängige Variable dar.
In den vorgestellten Studien wird deutlich, dass soziale Unterstützung vor
allem von der Familie und auch als andauernder und über regelmäßige Kon-
takte verfügbarer Support für Migrant_innen im Krankheitsfall und für den all-
gemeinen Gesundheitszustand sehr hilfreich sein kann. Auffallend ist weiter,
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369