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404 O. Reis et al.
es Ansteckungsmechanismen gibt, die von vertikalen Ungleichheitsdimensionen
abhängen. Sozialer Aufstieg beispielsweise ließe sich nicht nur als Zugewinn
positiver Beziehungsaspekte darstellen, sondern auch als die Loslösung von nega-
tiven Beziehungsaspekten. Der Einbezug negativer Aspekte sozialer Beziehungen
ähnelt in einigen Aspekten anderen Konzepten aus der Beziehungsforschung, bei-
spielsweise dem Konzept der „intergenerationalen Ambivalenz“ (Lüscher und
Pillemer 1998).
Unabhängig von den eben beschriebenen theoretischen und methodischen
Herausforderungen an die Netzwerkforschung sollen im Folgenden inhaltliche
Lücken aufgelistet werden, wie sie in den Kapiteln dieses Bandes beschrieben
werden. Die Beiträge des Bandes stellen den Forschungsstand auf verschiedenen
Feldern dar. Diese Forschungsfelder werden einmal entlang der Phasen des
Lebenslaufs strukturiert, d. h. von der Kindheit bis ins hohe Alter. Eine zweite
Struktur folgt ausgewählten Dimensionen vertikaler und horizontaler Ungleich-
heiten – vom sozioökonomischen Status bis hin zu natio-ethno-kultureller Zuge-
hörigkeit. Im Folgenden werden wir nun offen gebliebene Fragen aus Sicht der
Lebenslaufforschung und aus Sicht der Ungleichheitsforschung benennen und
hoffen, damit eine Orientierung für zukünftige Forschungsanstrengungen geben
zu können. Um es vorwegzunehmen: Studien, die Gesundheit, Netzwerk und
soziale Ungleichheit im Sinne eines einheitlichen Modells zusammenführen,
sind nicht vorhanden. Damit wird eine Erwartung an den vorliegenden Band,
umfassende Ergebnisse zu ebendiesen Wechselwirkungen zu präsentieren, not-
wendigerweise enttäuscht.
2 Offene Fragen aus Sicht der Lebenslaufforschung
Zur Lebenslaufperspektive verweisen unterschiedliche Autor*innen im zweiten
Teil dieses Bandes darauf, dass fast alle bekannten Studien biologische Fakto-
ren aus den Modellen ausklammern (siehe Kap. „Soziale Netzwerke, familiales
Sozialkapital und kindliche Gesundheit“ und „Soziale Netzwerke und gesundheit-
liche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter“). Das betrifft
insbesondere genetische Faktoren, die nicht nur in der Kindheit, sondern lebens-
lang wirken und oft in Interaktion mit umweltlichen Ereignissen stehen. Der-
artige Ereignisse können auch direkt netzwerkbezogen sein, wie etwa Verluste
zentraler Beziehungen oder Veränderungen der Positionen im Netzwerk. Dieses
Thema ist weitgehend wissenschaftliches Neuland und bedarf großer Studien mit
mehrdimensionaler Datenlage. In anderen Worten: Es bedarf vollständiger bio-
psycho-sozialer Erhebungen (siehe Abschn. 5).
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369