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406 O. Reis et al.
klar definierte Grenzen) verzichtet. Da die meisten Studien ein querschnittliches
Design haben, sind kausale Aussagen selten möglich. Dennoch kommen die Stu-
dien zum Jugendalter dem Ziel, Netzwerk und gesundheitliche Ungleichheiten
zusammenzudenken, relativ zu Studien aus anderen Lebensabschnitten am nächs-
ten. Die meisten Studien konzentrieren sich auf riskantes Gesundheitsverhalten,
vor allem den Nikotingebrauch. Studien zur psychischen Gesundheit gibt es nur
in Ansätzen, die so alarmierend wie vielversprechend sind. So fungieren soziale
Netze, insbesondere Freundesgruppen, als Mediatoren zwischen dem sozioöko-
nomischen Status von Jugendlichen und ihrem Risikoverhalten. Allerdings sind
bislang nur wenige Forschungsarbeiten bekannt, die die Bedeutung der sozialen
Netzwerke für gesundheitliche Ungleichheiten (fernab des Tabakkonsums) unter-
suchen.
Die Assoziation von Netzwerk und Gesundheit im Erwachsenenalter scheint
von zwei Faktoren beeinflusst: von lebenslangen Konstanten (etwa verlängerten
Freundesnetzwerken oder der Persönlichkeit des Erwachsenen) und biografischen
Transitionen, die mit Veränderungen im Netzwerk einhergehen. Nur wenige
der referierten Studien betrachten diese Zusammenhänge im Kontext vertikaler
Ungleichheiten, obgleich etliche Ereignisse diesen Zusammenhang nahelegen,
etwa bei Scheidungen. Holger von der Lippe und Olaf Reis (siehe Kap. „Soziale
Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren
Erwachsenenalter“) stellen diesbezügliche Anforderungen an die Netzwerk-
forschung zusammen. Ereignisstrukturen (etwa ihre Reihenfolge) und -zeitpunkte
im Lebensverlauf (timing) sollten in der Netzwerkforschung beachtet werden, da
gleiche Ereignisse zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in Verbindung mit ande-
ren Ereignissen unterschiedliche Effekte auf Netzwerke haben und sich demnach
unterschiedlich auf Gesundheit auswirken können. Darüber hinaus betonen die
Autoren Effekte säkularen Wandels, der die Muster des Erwachsenseins nach-
haltig beeinflussen kann, wobei vertikale Ungleichheiten eine nicht unwesent-
liche Rolle spielen.
Für das höhere Lebensalter zeigen Britta Müller und Lea Ellwardt (siehe
Kap. „Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter“) sowohl
inhaltliche als methodische Lücken auf. Vorliegende Studien konzentrieren sich
v. a. auf in eigener Häuslichkeit lebende Personen. Bislang ist unklar, inwiefern
deren Befunde auch auf Bewohner von Pflegeeinrichtungen übertragbar sind.
Auch der Effekt von individuellen Transitionen auf Netzwerke in den späten
Lebensphasen ist eine noch offene Frage. Zu erwarten sind hierbei v. a. Einflüsse
von gesundheitlichen Verschlechterungen und Funktionseinbußen. Bisherige Stu-
dien analysierten den Zusammenhang von SES, Gesundheit und sozialem Netz-
werk vorrangig bezüglich des Krankheitsbildes Depression oder funktionaler
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369