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408 O. Reis et al.
beispielsweise für Alleinerziehende bisher nur im Ansatz gezeigt worden (siehe
Kap. „Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden“). Wie auch
für die Erwerbslosigkeit gibt es für Alleinerziehende Belege, die auf Puffer-
wirkungen funktionaler Netzwerke hinweisen; differenziertere Analysen fehlen
jedoch. Sylvia Keim-Klärner listet verschiedene Ansätze auf, die diesem Mangel
abhelfen könnten, wobei sie zwischen Längsschnitt-, Querschnitt- und qualitati-
ven Analysen unterscheidet. Insbesondere vom Einbezug negativer Beziehungen
und Beziehungsinhalten verspricht sich die Autorin einen Wissenszuwachs, um
der Komplexität und Ambivalenz von Beziehungskonfigurationen und Inter-
aktionen gerecht zu werden.
Zum Thema Gender (siehe Kap. „Gender/Geschlecht und gesundheitliche
Ungleichheiten“), einer zentralen Ungleichheitsdimension in der aktuellen
sozialwissenschaftlichen Diskussion, stellen Markus Gamper und Ko-Autor*In-
nen fest, dass die Forschung fast ausschließlich mit den zwei Geschlechtsidenti-
täten „Mann“ und „Frau“ arbeitet. Im Zuge der gesellschaftlichen Debatte um
Geschlechtsidentitäten jenseits der Zweigeschlechtlichkeit und der Entscheidung
des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Jahr 2017, welche den Gesetzgeber
verpflichtet, eine dritte Option („divers“) für intergeschlechtliche Personen
in Geburten- und Einwohnermelderegistern vorzusehen, könnte der gesund-
heitlichen Lage auch von Personen mit anderen Geschlechtsidentitäten mehr
Aufmerksamkeit gewidmet werden (vgl. Brand 2018). Über deren gesundheit-
liche Lage ist bislang, auch aufgrund der schwierigen Erfassung dieser Gruppe
in repräsentativen Surveys, relativ wenig bekannt (vgl. Reisner 2016). Wäh-
rend sich die Forschung zu Geschlechtseffekten besonders auf die Jugend-
phase und das hohe Alter konzentriert, bleiben die anderen Lebensphasen eher
unterrepräsentiert. Methodisch ist die Forschung in diesem Bereich relativ weit
entwickelt und es gibt eine große Zahl an quantitativen Netzwerkstudien, dar-
unter auch Längsschnittstudien mit SIENA-Modellen. Qualitative Netzwerk-
forschungen oder visuelle Netzwerkmethoden, die besonders für die Aufdeckung
der Wirkweise von sozialen Netzwerken (siehe Kap. „Wirkmechanismen“)
geeignet wären, findet man hingegen kaum. Eine Weiterentwicklung in diesem
Bereich wäre lohnenswert.
Verglichen mit den Erwerbslosen und Alleinerziehenden sind Menschen
mit Behinderung eine von der Netzwerkforschung weitgehend vernachlässigte
Gruppe (siehe Kap. „Soziale Netzwerke und Behinderung“), obwohl sie mit
9,4 % einen verhältnismäßig großen Anteil der Gesamtbevölkerung stel-
len (Statistisches Bundesamt 2018). Diese Lücke ist umso gewichtiger, als
dass Behinderungen erhebliche Konsequenzen für die Aufrechterhaltung und
Bildung von Netzwerken und Beschäftigungsverhältnissen haben. Neben
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369