Seite - 9 - in Wolfgang von Weisl - Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Bild der Seite - 9 -
Text der Seite - 9 -
Vorwort 9
zug »Israel HaSchlema« : das ungeteilte Großisrael zu beiden Seiten des Jordans, das als
Leitmotiv des Romans verstanden werden kann.
Vier Jahre nach der Veröffentlichung des Romans in hebräischer Übersetzung ge-
reichte es dann am 3. Juni 1938 der zuerst in Wien, dann in Prag erscheinenden revi-
sionistischen Wochenschrift »Medina Iwrit« (dt.
»Judenstaat«) zur »Ehre, ihren Lesern
die erfreuliche Mitteilung zu machen, daß der ROMAN von Dr. Wolfgang v. Weisl ›Er
macht sich Sorgen um die Juden‹5 seinen Erstabdruck finden wird. Dr. W. v. Weisl er-
freut sich nicht nur als Politiker und Journalist, sondern auch als Schriftsteller und Ori-
entkenner hoher Wertschätzung. Der neue Roman spielt in Erez Israel. In seinem Mit-
telpunkt steht das Ringen eines begeisterungsfähigen jungen Juden mit seiner Umwelt.«
Der Herausgeber der »Medina Iwrit« war Oskar Kwasnik Rabinowicz (1902–1969),
ein aus der Umgebung Wiens stammender Freund des Verfassers und enger Mitarbei-
ter und Vertrauter Jabotinskys. Schon eine Woche nach der Ankündigung erschien am
10. Juni 1938 die erste, neun Monate später, am 10. März 1939, die 33. Folge des Ro-
mans. Inzwischen hatte sich die weltpolitische Lage nach der nationalsozialistischen
Machtübernahme in Deutschland, dem »Anschluss« Österreichs und dem unmittelbar
bevorstehenden Einmarsch der Nazitruppen in Prag dramatisch verändert, was auch
den mehrfachen, indirekten Anspielungen im Roman auf den »Reichskanzler« und Ju-
denschlächter Hitler durch dessen augenfällige Gleichsetzung mit Haman, dem bib-
lischen, zum Völkermord an den Juden entschlossenen, ebenfalls als »Reichskanzler«
titulierten, höchsten Regierungsbeamten des persischen Königreiches, eine aktuelle, ex-
plosive Brisanz verlieh. Am 15. März 1939 marschierten Hitlers Truppen in Prag ein
und besetzten das »Protektorat Böhmen und Mähren«. Unverzüglich musste die »Me-
dina Iwrit« ihr Erscheinen einstellen, während sich Weisl längst in Paris befand, wohin
er ein Jahr zuvor nach dem Einmarsch Hitlers in Österreich, buchstäblich im letzten
Augenblick, aus Wien mit Frau, Kindern und Mutter geflüchtet war.
Weisls Roman war als erster Band einer Trilogie geplant, die jedoch nicht mehr zu-
standekam. Nur vom zweiten Band (der die dramatischen Ereignisse des Jahres 1929, ver-
mutlich mit dem Massaker von Hebron im Zentrum, schildern sollte) konnten nach Mit-
teilung des Autors noch einige wenige Kapitel vollendet werden, die allerdings im Pariser
Exil (1938/39) verloren gingen.6 Während die publizierte hebräische Übersetzung des
ersten Bands mit den Jaffa-Unruhen Anfang Mai 1921 endet, bricht die in der »Medina
Iwrit« publizierte deutsche Originalfassung einige Wochen früher mit dem am 24. März
1921 in Tel Aviv stürmisch bejubelten Purimfest ab. Diese Lücke konnte nun mittels des
im Jerusalemer Archiv der Familie aufgefundenen, allerdings nur fragmentarischen Ma-
5 Vgl. Einleitung (S. 28 f.).
6 Handschriftliche Notiz des Autors im Familienarchiv.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
zurück zum
Buch Wolfgang von Weisl - Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus"
Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Titel
- Wolfgang von Weisl
- Untertitel
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Herausgeber
- Dietmar Goltschnigg
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 362
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Abkürzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- Einbürgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355