Seite - 28 - in Wolfgang von Weisl - Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
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28 A. Kontexte, Aspekte, Kommentare
zu haben glaubt.28 In größere Verlegenheit hat freilich kurz zuvor im Roman Dr. Auf-
richt29, der »Herr des Hauses«, in dem das »Palaver« stattfindet, den »strenggläubigen«
Marschalkowicz durch den ironischen Hinweis gebracht, dass Dr. de Vriendt einmal
dessen Parteigenosse gewesen sei30Â
– eine versteckte Anspielung auf die historische Tat-
sache, dass sich de Haan bereits 1919 der orthodox-zionistischen Misrachi-Bewegung
angeschlossen hatte, bevor ihr dann fünf Jahre später, 1924, kurzfristig auch Weisl bei-
getreten war, in der – freilich vergeblichen – Hoffnung, sie für ein Bündnis mit dem
Revisionismus gewinnen zu können.31
Der Anfang der Wandlung Israels
Der Kult um Josef Trumpeldor und Tel Chai, das zu einer Pilgerstätte wurde, erreichte eine
Dimension, die mit der Tradition der antiken Nationalhelden Jehuda Maccabi oder
Bar Kochba vergleichbar war. Trumpeldor war auch aus dem Grund als der moderne
Maccabi besonders gut geeignet, weil er von verschiedenen politischen Strömungen im Zio-
nismus gleichermaßen akzeptiert und geehrt wurde : er gehörte einerseits zu den Protagonis-
ten der linken Arbeiterbewegung, andererseits teilte er viele Anschauungen des Ideologen
des rechten FlĂĽgels, Vladimir Zeev Jabotinsky, mit dem er zudem befreundet war
(Jascha Nemtsov, 2009).
Wolfgang von Weisl begnügte sich nicht mit der Ablehnung von Arnold Zweigs paläs-
tinensischem SchlĂĽsselroman in Form einer Rezension, sondern verfasste auch eine gat-
tungsadäquate Replik in Form eines ›Gegenromans‹, der dann – wie erwähnt (S. 8 f.) –
zweimal in Fortsetzungen publiziert wurde : 1934 in hebräischer Übersetzung unter
dem Titel Die Schlacht am Gilboa in der revisionistischen Jerusalemer Wochenschrift
»HaYarden« und erst vier Jahre später, 1938/39, in der zunächst in Wien, dann in Prag
herausgegebenen revisionistischen Wochenschrift »Medina Iwrit« in deutscher Origi-
nalsprache. Den geänderten, der dramatischen politischen Weltsituation geschuldeten
Titel Er macht sich Sorgen um die Juden entnahm er einem Zitat aus dem Romantext :
28 Ebda, S.Â
142.
29 Hinter Dr.Â
Aufricht verbirgt sich realiter der Prager Zionist Leo Hermann (1888–1951).
30 Vgl. Zweig : De Vriendt kehrt heim … (Anm. 11), S.Â
138 : »Im übrigen brauchen Sie sich ja nicht [an
dem Begräbnis] zu beteiligen, obwohl Dr. de Vriendt einmal auch zu Ihrer Partei gehörte – bevor
Sie herüberkamen.«
31 Skizze zu einer Autobiographie. In : WvW : Die Juden in der Armee Österreich-Ungarns […]. Tel Aviv :
Olamenu 1971, S.Â
40.
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Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Titel
- Wolfgang von Weisl
- Untertitel
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Herausgeber
- Dietmar Goltschnigg
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 362
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- AbkĂĽrzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- EinbĂĽrgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355