Seite - 34 - in Wolfgang von Weisl - Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
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34 A. Kontexte, Aspekte, Kommentare
Iwrit« – verfassten zweihundertseitigen, jedoch ungedruckt gebliebenen Abhandlung
ĂĽber Marquis de Sade und Hitler zugrunde legte. Darin sollte der deutsche Reichskanz-
ler – anhand eines akribischen Vergleichs der perversen »Marterszenen« aus den »ekel-
haften Romanen« des französischen ›Porno-Grafen‹ »mit Exzerpten aus Reden und
Schriften der nationalsozialistischen Größen, aus Zeitungsartikeln und Lehrbüchern
der Naziphilosophie« und den damals schon bekannt gewordenen ersten Berichten über
die KonzentrationslagerÂ
– »als sexualpathologischer Fall an den Pranger gestellt und die
nationalsozialistische Weltanschauung als von Anfang bis Ende ›sadistisch‹ im vollsten
Sinne des Wortes enthüllt werden«.42
Zahlreiche mit ihren realhistorischen Namen genannte Figuren in Weisls Roman
Der Anfang der Wandlung Israels verbleiben im Hintergrund. Sie stecken gewissermaĂźen
das politische Terrain ab, in dem sich das Romangeschehen abspielt. Die handlungs-
tragenden Hauptfiguren erhalten jedoch – ähnlich wie in Arnold Zweigs Palästina-
Roman De Vriendt kehrt heim … – verdeckte Namen, deren konkrete Vorbilder sich
meist unschwer nachweisen lassen. Bei dieser VerschlĂĽsselungstechnik brachte Weisl
mehrere, zum Teil recht originelle Verfahren zur Anwendung : subtile Ana- und Kryp-
togramme, Wortspiele, Analogie- und Kontrastbildungen sowie Substitutionen und
sprechende Namengebungen, die jedoch nicht immer die Namensträger adäquat cha-
rakterisieren. Der hebräische Familienname des Romanhelden, Schu’al (dt. »Fuchs«),
ist eine analoge Variation von Zeev (dt. »Wolf«), dem hebräischen Vornamen des Au-
tors, während Schu’als hebräischer Vorname Eldad (dt. »Gottlieb«) jedoch durch die
atheistische Geisteshaltung des Namensträgers konterkariert wird (AWI 169) und eher
auf dessen – von Arnold Zweig als »strenggläubig« (S. 27) klassifizierten – Autor zu-
trifft. Schu’al und sein Schöpfer sind staatstreue, kaiserliche Offiziere im Range eines
Leutnants, Schu’al (wie Trumpeldor) der zaristischen, Weisl der habsburgischen Armee.
Beide lieben – wie Arnold Zweigs Dr. von Marschalkowicz – die schneidige Offiziers-
uniform mit sporenklingenden Stiefeln. Muskelkraft43 und Kampfbereitschaft, Reiten
und Marschieren, Säbelfechten und Schießen sind unabdingbare männliche Attribute
ihrer Leidenschaft. »Rasse«, »Blut« und »Erbe« sind für sie positiv besetzte, physiolo-
gisch-genetische Qualitäten, die sich auch beim »Kampf um das Heilige Land« erfolg-
versprechend instrumentalisieren lassen. Zu seinen »Freunden« zählte Weisl nicht zu-
fällig den aus Wien stammenden, 1938 nach England emigrierten jüdischen Arzt und
42 WvW : Skizze zu einer Autobiographie (Anm.Â
31), S.Â
53.
43 Vgl. das von Max Nordau schon 1898 auf dem zweiten Zionistischen Weltkongress in Basel pro-
pagierte zionistische Ideal des »Muskeljuden« – im polemischen Gegensatz zum verächtlichen
»Nerven-« oder »Talmudjuden« ; dazu Hanna Engelmeier : Der Mensch, der Affe. Anthropologie und
Darwin-Rezeption in Deutschland 1850–1900. Wien, Köln, Weimar : Böhlau 2016, S.Â
280.
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Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Titel
- Wolfgang von Weisl
- Untertitel
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Herausgeber
- Dietmar Goltschnigg
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 362
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- AbkĂĽrzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- EinbĂĽrgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355