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Wolfgang von Weisl - Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
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160 C. Wolfgang von Weisl dass er uns hierhergeschickt hat nach Metulla. Ein Irrsinn ! Die Kolonisten da haben mit arabischen Arbeitern gewirtschaftet ; ein arabisches Dorf ist das und kein jüdisches ! Wären wir in Kfar Giladi geblieben ! Meinetwegen hätten wir Metulla ruhig von den Banden verbrennen lassen können, und nach dem Aufstand würden wir ein neues Dorf auf seiner Asche aufbauen, einen Platz heiliger jüdischer Arbeit statt kapitalistischer Ausbeutung !« Böse sah er die Kolonistensöhne an und rief nochmals : »Ein Irrtum war es von Trumpeldor und ein Fehler ! Trumpeldor war zu sehr Nationalist, er hat die Pro- bleme des Landes nicht verstanden.« Die anderen Arbeiter schwiegen. Sie dachten an das Wort Steinbergs : zwei Inseln im Ozean des Aufstandes … Der fast volle Mond warf hellen Schein durch die glaslosen Fenster. Stumm, bewegungslos saß die kleine Schar. Tiefe Stille herrschte wieder im Raum, in die fernes Rauschen der Jordanschnellen brach. Von der Tür her, die vom Lampenlicht und vom Mondglanz unerreicht in violetten Schatten lag, klang eine leise Stimme. Es war, als ob einer zu sich selbst spräche, der wolle, dass die ganze Welt  – Menschen und Götter  – ihn hören. Eldad Schu’al redete von Trumpeldor, den er lieb gehabt hatte : »Trumpeldor hat die Probleme nicht verstan- den, sagt ihr. Das ist es, was ihr an seinem Grabe über ihn zu verkünden habt ? Trum- peldor ist tot  – und ihr habt ihn nie verstanden, im Leben nicht und noch weniger jetzt, da er für euch sein Leben hingegeben hat. Für euch war er der Genosse mit einer neuen Idee. Arbeiterpioniere wollte er schaffen, Chaluzim, Pioniere der Jugend, ohne Habgier und ohne Selbstsucht, ohne Besitz und ohne Erwerb. Die Neuland an der Grenze der Wüste erobern, es urbar machen und lachend weiterziehen, wenn das Land sicher wurde für jene Vielen, die Sicherheit lieben und die nicht sind wie ihr. Der Gedanke gefiel euch, denn ihr seid doch jung, und Mut ist in euch. Ihr fandet den Plan schön, denn euer Herz ist noch offen für Schönheit. Und kamt deshalb zu Trumpeldor  – aber ihr verstandet nur den Gedanken, nicht den Menschen, der ihn geformt hat. Denn das Bei- spiel des Menschen war für euch nichts, die ihr nur in Gedanken lebt und darüber die Tat des Menschen vergesst. Mir war Trumpeldor mehr. Ich hatte ihn lieb, mehr als ich je eine Frau werde lieben können. Und mein Herz tut mir weh.« Eldad schwieg eine Weile. Und als die anderen stumm blieben, als hätten sie nichts gehört, fing er wieder im Schatten der Tür zu reden an : »Ich will heute von mir spre- chen  – damit ich von ihm erzählen kann. Zu euch sprechen, die ihr mich spottend den Russen nennt. Ich war Russe. Bis ich zu Trumpeldor kam. Gewiss, mein Vater war Jude geblieben, obwohl er Militärarzt wurde, und auch mich hat er nicht taufen lassen, obwohl er mich als Russen erzog. In der Militärschule wuchs ich auf und sah oft im ganzen Jahr nicht mehr Juden, als hier im Zimmer sitzen. Ich war Russe. Ich fühlte als Russe, da ich mich an die Front meldete, als Russe am Tag, da ich trotz meinem jüdi- schen Namen Leutnant wurde  – der dritte oder vierte Jude der Armee. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Wolfgang von Weisl Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
Titel
Wolfgang von Weisl
Untertitel
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Herausgeber
Dietmar Goltschnigg
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21056-6
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
362
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. AbkĂĽrzungen und Zitierweise 11
  3. A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
  4. Erlöser 13
  5. EinbĂĽrgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
  6. Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
  7. Der Anfang der Wandlung Israels 28
  8. B. Wolfgang von Weisl 51
  9. Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
  10. C. Wolfgang von Weisl 143
  11. Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
  12. D. Anhang 335
  13. 1. Zeittafel 335
  14. 2. Biographische Daten 341
  15. 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
  16. 4. Bibliographie 353
  17. 5. Personenregister 355
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