Seite - 176 - in Wolfgang von Weisl - Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
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176 C. Wolfgang von Weisl
aus dem hebräischen Gymnasium in Tel Aviv45 davongelaufen war, um hier zu kämpfen.
Die drei Männer schossen in überstürzter Eile ihre Magazine leer. Zwei, drei Angreifer
wurden getroffen, die anderen achtzig oder neunzig Wüstensöhne liefen immer näher,
ein Dutzend Schritte den anderen voran der Nachfolger des Scheichs. Die anderen
Rebellen aber stürmten nicht ; sie warteten offenbar, dass das Feuer aus den Häusern
verstumme.
Dieser Augenblick schien gekommen. Die Beduinen waren einen Steinwurf vom
vordersten Haus entfernt. Der Steinbrucharbeiter warf die leergeschossene Flinte über
die Schulter, griff zu den Eierhandgranaten, die bereitlagen. Die beiden Männer neben
ihm nahmen die kleinen todspeienden Metallhülsen in die Hände und zählten – die
ersten Reihen der Araber waren nur mehr dreißig, vierzig Meter entfernt, die Eisen-
stücke flogen durch die Luft.
Als der Rauch sich verzog, stand nur mehr Harzwi, der Steinbrucharbeiter, am Fens-
ter. Der Anwalt und der Schüler waren gemäß der Weisung Eldads sofort nach dem
Granatwurf zur Schule gelaufen, dem Sammelplatz für den letzten Widerstand. Harzwi
aber wollte mehr tun, als Eldad verlangt hatte. Er wollte das Haus allein weiterver-
teidigen, die Araber aufhalten. »Ich geh nicht zurück«, hatte er den Kameraden gesagt.
»Tut was euch befohlen wurde, ich gehe nicht zurück.« Und blieb und wartete, eine neue
Handgranate in der Hand.
Unter den Beduinen herrschte Verwirrung. Der Lärm der Explosionen entsetzte sie
mehr als deren Wirkung. Sie warfen sich nieder, wo sie standen – boten dem Arbeiter
ein gutes Ziel. Harzwi griff wieder zum Gewehr, lud fiebernd und war damit fertig,
als die mutigsten unter den Feinden sich wieder erhoben, Kugel auf Kugel sandte er
in den Haufen. Einer brach schreiend zusammen, mit jenem irrsinnigen Geheul eines
Menschen, der einen Bauchschuss erhält und dessen Brüllen den Mut eines schlecht
disziplinierten Haufens brechen kann. Der Angriff stockte, da reckte sich der Stein-
brucharbeiter hoch, nahm die letzte Handgranate und warf sie weithin zwischen die
Zaudernden. Das brach ihre Angriffslust. Sie liefen zurück, die verwundeten Genossen
mit sich schleppend.
Während die El H’san an dieser Stelle zurückgeschlagen wurden, griffen andere
Truppen im Osten und Süden energischer an. Auch hier brachen die Handgranaten den
ersten Sturm, aber die Verteidiger verließen nach den ersten Bombenwürfen die Rand-
häuser, verrammelten sich in der Schule, und einige Minuten später waren die Araber
ins Dorf eingedrungen. Die Häuser am Dorfrand waren in ihrer Hand, und der Kampf
45 Herzlia-Gymnasium in Tel-Aviv : gegründet 1906, als erstes hebräisches Gymnasium der Stadt
1909.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Titel
- Wolfgang von Weisl
- Untertitel
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Herausgeber
- Dietmar Goltschnigg
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 362
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Abkürzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- Einbürgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355