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240 C. Wolfgang von Weisl
tinensischen Kongresses überwiesen, damit sie in der Zeit um Ostern hier einen Auf-
stand machen. Und in ein paar Wochen – gegen Weihnachten, hörte ich – schickt er
einen Kameltransport mit dreißig Maschinengewehren durch die Wüste nach Paläs-
tina. Zur Vorbereitung dieses Aufstands. Farughi Pascha sagt, die Engländer in Kairo
werden ihn unterstützen, falls der syrisch-palästinensische Kongress sich für England
und gegen die Franzosen erklärt. Und Farughi Pascha ist gegen die Franzosen und
gegen die Juden.«
Eldad gähnte ein wenig hinter der Hand und lächelte überlegen : »Der Pascha hat
nicht 10.000 Pfund gezahlt, sondern nur 6.000 Pfund, soviel ich weiß, und davon geht
ein Teil nicht an das Kongresskomitee, sondern direkt an den Mufti von Jaffa. Und die
Maschinengewehre
– wo, sagtest du, kommen die über die Grenze
– bei Akaba ?«
Der Araber aus Kairo sah verblüfft Eldad an. »Ja, bei Akaba«, antwortete er, »ich
hörte so sagen. Aber Emin Pascha hat wirklich 10.000 Pfund fortgeschickt, ich weiß es,
denn ich bin in der Bank angestellt, der er den Antrag gegeben hat …« Er unterbrach
sich. Eldad lehnte sich zurück, nahm die Zigarettendose und bot sie den Arabern an,
entzündete dann seine eigene Zigarette und sagte : »Angekommen sind hier nur 6.000
Pfund
– ich werde mich erkundigen, wo die anderen viertausend geblieben sind.«
Steinberg stand auf und schüttelte die Hände der Araber. »Ich habe mich sehr ge-
freut, Fadhi Effendi, dir begegnet zu sein. Ich freue mich immer, dir dienen zu können.
Schreibe mir, sooft du nach Jaffa kommst. Du musst mein Gast sein !«
Fadhi Effendi lud dann Steinberg ein, bei ihm zu wohnen, wann immer der Anwalt
nach Tiberias kommen sollte. Beide versprachen herzlichst, die Einladung nie zu ver-
gessen. Beide wussten, dass ihre Einladung nie angenommen werden würde. Man blieb
sich besser fern, gerade wenn man zusammenarbeiten wollte.
Die Juden gingen weg. Niemand sprach. Sie wanderten schweigend durch die Stadt,
über die schwerer Regen aufzog, der wenige Minuten später prasselnd und klatschend
durch die Straßen fegte. In der Wohnung Steinbergs saßen sie wieder. Eldad mit dem
Anwalt allein in einem Zimmer, die anderen Gefährten in einem zweiten.
»Ich glaube an jedes Wort, das der Ägypter erzählt hat. Es klang nicht nach Lüge«,
sagte Eldad als Antwort auf die stumme Frage Steinbergs. »Die Araber wollen uns im
Frühjahr angreifen, haben Geld und bekommen Waffen. Das Geld interessiert uns we-
nig, aber die Maschinengewehre müssen wir bekommen. Wir haben noch Zeit – mehr
als genug.«
Steinberg nickte. »Du hast gut geblufft«, lobte er den jungen Freund, »hätte ich dich
nicht so gut gekannt, hätte ich selbst geglaubt, dass du jeden Brief des Farughi Pascha
seit Jahren kennst. Aber unsere Arbeit beginnt erst : Wie kommen wir nach Akaba ?
Wie bekommen wir die Maschinengewehre ? Mit diesen dreißig Maschinengewehren
können wir unsere Dörfer gegen jeden Aufstand halten.«
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Titel
- Wolfgang von Weisl
- Untertitel
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Herausgeber
- Dietmar Goltschnigg
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 362
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Abkürzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- Einbürgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355