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Der Anfang der Wandlung Israels 249
Nur unmerklich stieg so die Zahl der Juden in Palästina an, während aber Hass
und Furcht der Eingeborenen127 merklich zunahmen. Delegationen reisten, Zeitun-
gen schrieben. Syrien, Ägypten und der Hedschas schickten Agenten und empfingen
Agenten und bereiteten umständlich den Angriff auf die Juden Palästinas vor … Aber
Eldad und Steinberg waren ohne Sorge, ihr Streich mit den Maschinengewehren war
geglückt.
* * *
Es war nicht allzu kompliziert gewesen, aber dafür desto teurer. Der Kommandant
von Akaba brauchte dringend Geld, und sein Vetter von der Grenzpolizei auch. So
nahmen die beiden erst die Geschenke des sogenannten Emir Farughi Pascha, der ja
den Titel eines hedschasischen Generals führte und der deshalb mit einigem Ansehen
von Berechtigung dem Herrn Obersten in Akaba befehlen konnte, ein paar Kamella-
dungen ohne Untersuchung von Ägypten über den Hedschas nach Palästina zu lassen.
So wanderte denn die kleine Karawane mit der stählernen Ladung ungestört über die
Grenze der Sinaiwüste auf palästinensisches Gebiet hinüber. Die arabischen Posten,
überzeugt, dass die Sendung für ihre Brüder bestimmt sei, ließen sie durch. Aber hin-
ter Beer Sheva verschwanden die Kisten spurlos. Der Leiter der Karawane übergab
laut Weisung des Obersten die Ladung an Männer, die dort mit zwei Lastautos auf
ihn warteten und ihm den versprochenen Lohn zahlten. Die Männer waren Barzeew
und Harzwi. Der erste Schlag der arabischen Exekutive gegen die Juden war daneben-
gegangen.
Farughi Pascha, der tatsächlich diese Sendung aus seiner Privatschatulle finanziert
hatte, erfuhr von dieser nicht unwichtigen Tatsache erst viele Wochen später. Die Einzel-
heiten erfuhr er natürlich nie. Der hedschasische Oberst aus Akaba schwur Stein und
Bein, dass der Transport ordnungsgemäß übergeben wurde und dass es die verdamm-
ten Beduinen in Palästina gewesen sein müssen, die für ihre eigene Rechnung die Waf-
fen gestohlen hätten. Farughi kannte die Beduinen, kannte auch seine palästinensischen
Freunde und tröstete sich schließlich mit dem Gedanken, dass – wer immer die Waffen
bekommen haben mochte – sie gegebenenfalls gegen die Juden verwendet werden. Und
das war ja die Hauptsache.
Immerhin
– der Hauptzweck der Sendung war verfehlt ; die große Spende sollte ja
das Ansehen Farughi Paschas in Palästina erhöhen, seinen Einfluss auf die palästinen-
sischen Araber stärken, seine Ansichten, dort die Leitung zu gewinnen, vergrößern.
Denn Farughi war ehrgeizig – mehr als ehrgeizig. Er war großartig in seinen Plänen,
127 »Eingeborene« (vgl. Anm. 89).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Titel
- Wolfgang von Weisl
- Untertitel
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Herausgeber
- Dietmar Goltschnigg
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 362
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Abkürzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- Einbürgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355