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ich in der Höhe!«
Hier schwieg der Jüngling. Und Zarathustra betrachtete den Baum, an dem
sie standen, und sprach also:
Dieser Baum steht einsam hier am Gebirge; er wuchs hoch hinweg über
Mensch und Thier.
Und wenn er reden wollte, er würde Niemanden haben, der ihn verstünde:
so hoch wuchs er.
Nun wartet er und wartet, – worauf wartet er doch? Er wohnt dem Sitze der
Wolken zu nahe: er wartet wohl auf den ersten Blitz?
Als Zarathustra diess gesagt hatte, rief der Jüngling mit heftigen Gebärden:
»Ja, Zarathustra, du sprichst die Wahrheit. Nach meinem Untergange
verlangte ich, als ich in die Höhe wollte, und du bist der Blitz, auf den ich
wartete! Siehe, was bin ich noch, seitdem du uns erschienen bist?
Der Neid auf dich ist’s, der mich zerstört hat!« – So sprach der Jüngling und
weinte bitterlich. Zarathustra aber legte seinen Arm um ihn und führte ihn mit
sich fort.
Und als sie eine Weile mit einander gegangen waren, hob Zarathustra also
an zu sprechen:
Es zerreisst mir das Herz. Besser als deine Worte es sagen, sagt mir dein
Auge alle deine Gefahr.
Noch bist du nicht frei, du suchst noch nach Freiheit. Übernächtig machte
dich dein Suchen und überwach.
In die freie Höhe willst du, nach Sternen dürstet deine Seele. Aber auch
deine schlimmen Triebe dürsten nach Freiheit.
Deine wilden Hunde wollen in die Freiheit; sie bellen vor Lust in ihrem
Keller, wenn dein Geist alle Gefängnisse zu lösen trachtet.
Noch bist du mir ein Gefangner, der sich Freiheit ersinnt: ach, klug wird
solchen Gefangnen die Seele, aber auch arglistig und schlecht.
Reinigen muss sich noch der Befreite des Geistes. Viel Gefängniss und
Moder ist noch in ihm zurück: rein muss noch sein Auge werden.
Ja, ich kenne deine Gefahr. Aber bei meiner Liebe und Hoffnung
beschwöre ich dich: wirf deine Liebe und Hoffnung nicht weg!
Edel fühlst du dich noch, und edel fühlen dich auch die Andern noch, die
dir gram sind und böse Blicke senden. Wisse, dass Allen ein Edler im Wege
steht.
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Buch Also sprach Zarathustra"
Also sprach Zarathustra
- Titel
- Also sprach Zarathustra
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 354
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den Lehrstühlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glückseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berühmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom Vorübergehen 170
- Von den Abtrünnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der großen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- Außer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die Begrüßung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352